Hauptversammlung in Bochum Thyssenkrupp-Chef bittet Aktionäre um mehr Geduld

Bei der Hauptversammlung in Bochum bekräftigt Heinrich Hiesinger trotz des Ergebnisrückgangs und niedriger Dividende seine Strategie: Der Konzern will langfristig unabhängiger vom Stahl werden.

 Ein Stahlkocher bei der Arbeit (Symbolfoto).

Ein Stahlkocher bei der Arbeit (Symbolfoto).

Foto: dpa, jst htf ent gfh

Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat auf der Hauptversammlung des Essener Stahlkonzerns für mehr Geduld der Aktionäre geworben. "Das zurückliegende Geschäftsjahr war für Thyssenkrupp kein einfaches", sagte der Vorstandsvorsitzende bei seinem Auftritt im Ruhrcongres Bochum. Der Industriekonzern musste Rückgänge beim Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis verschmerzen.

Als Grund nannte Hiesinger insbesondere die Widrigkeiten im Stahlsektor — etwa die Billigimporte aus China. Auch das Eigenkapital schmolz weiter bedenklich ab: Allein im vergangenen Geschäftsjahr ging dieses um 900 Millionen auf 2,6 Milliarden Euro zurück — als Grund nannte Hiesinger die Niedrigzinsen, die die Pensionsverpflichtungen in die Höhe schnellen ließen. 15 Cent will der Konzern seinen Anteilseignern pro Aktie zahlen.

Hiesinger war erneut für Fusionen in der europäischen Stahlindustrie. "Seit Jahren verdienen wir unsere Kapitalkosten nicht. Und das, obwohl Steel Europe zu den zwei profitabelsten Herstellern in Europa gehört." Sparprogramme verschafften dem Konzern nur kurzfristig eine Atempause.

"Ohne grundlegende Änderungen würden wir unweigerlich ein Restrukturierungsprogramm nach dem anderen anstoßen müssen." Ob, wann und mit wem ein Konsolidierungsschritt kommen werde, sei aber weiterhin offen. "Tata müsste zum Beispiel eine tragfähige Lösung für die hohen Pensionsverpflichtungen in Großbritannien finden", sagte er mit Blick auf eine mögliche Zusammenlegung der eigenen Stahlsparte mit der des indischen Konzerns, der unter anderem ein Stahlwerk im walisischen Port Talbot betreibt.

Entscheidung über Schließung von Standorten steht noch an

Unabhängig von Fusionsgesprächen hält der Thyssenkrupp-Chef an seinem Sparprogramm im Stahl fest. Die Gespräche dazu würden wohl noch bis zum Frühsommer andauern, Entscheidungen über das Schließen von Standorten oder Anlagen gebe es noch nicht.

Dass Hiesinger langfristig den Stahlanteil herunterfahren will, machte er an anderer Stelle deutlich: "Unser Ziel ist es, den Anteil der Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte auszubauen und profitabel zu wachsen."

(maxi)
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