Stahlfusion mit Konkurrent Tata Thyssenkrupp-Chef Hiesinger ist noch lange nicht am Ziel

Düsseldorf · Einen opulenten Image-Film für das Joint Venture zwischen Tata Steel Europe und der Thyssenkrupp-Stahlsparte gibt es bereits, eine Absichtserklärung haben beide Seiten unterschrieben. Auf dem von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger favorisierten Weg gibt es aber noch sehr viele Unbekannte.

 Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der Thyssenkrupp, bei der Pressekonferenz zum Stahl-Deal

Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der Thyssenkrupp, bei der Pressekonferenz zum Stahl-Deal

Foto: dpa, mku fdt

Die Pflichtmitteilung an die Anleger ist verschickt. Ist also bei dem Deal alles in trockenen Tüchern? Wohl kaum. Denn zum einen könnten in den Büchern von Tata noch einige unliebsame Überraschungen schlummern. Erst mit der nun anbrechenden Due-Diligence-Phase können sich beide Seiten gegenseitig in die Zahlen schauen.

Zum anderen droht ein weiteres gigantisches Problem von der Arbeitnehmerseite. Die Ankündigung, dass beide Unternehmen 2000 Stellen einsparen müssen, sorgt bei der Belegschaft für Entsetzen. Die IG Metall spricht schon davon, dass die Zahlen aus der Luft gegriffen seien. Einen ersten Eindruck, wie groß die Wut ist, kann das Management bei einer Protestaktion am Freitag in Bochum bekommen.

Vor allem auf deutscher Seite herrscht die Angst, dass einseitig zulasten von Thyssenkrupp gespart werden könnte. Schließlich gibt es für den britischen Standort Port Talbot weitreichende Standort- und Beschäftigungsgarantien, bei den deutschen Beschäftigten sind lediglich Kündigungen bis 2021 ausgeschlossen. Standortschließungen wären also möglich.

Arbeitnehmerverhandlung dürften extrem schwer werden

Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern dürften für Personalvorstand Oliver Burkhard extrem schwierig werden. Zusätzlich zu der Frage, wie lange Thyssenkrupp seinen 50-Prozent-Anteil an dem Joint Venture halten will, wird es auch um die Mitbestimmung von Betriebsräten gehen. Denn die neue Thyssenkrupp-Tata-Steel-Holding soll ihren Sitz in den Niederlanden haben. Deutsche Mitbestimmungsregeln werden zwar nach Angaben des Konzernchefs für die deutschen Standorte weiter gelten, die großen Linien werden aber in der Holding entschieden. Und in den Niederlanden würde die aus Arbeitgebersicht lästige deutsche Montanmitbestimmung nicht angewendet.

Außerdem könnte Widerstand auch noch von der Kapitalseite des Aufsichtsrats kommen. Der dort vertretene Investor Cevian hat große Abneigung gegen den Tata-Deal. Der aggressive Fonds hat ein Interesse daran, dass Thyssenkrupp am Ende zerschlagen wird und Cevian dadurch Kasse machen kann.

All dies zeigt: Auch wenn Hiesinger am Mittwoch mit einem extrem ambitionierten Zeitplan den Eindruck erwecken wollte, das Joint Venture sei zum Greifen nahe — am Ziel ist er noch lange nicht.

(maxi)
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