ThyssenKrupp kappt Verbindungen zu Outokumpu Krefelder Mitarbeiter von Rückabwicklung nicht betroffen

Essen · Überraschung in Krefeld: Offenbar will ThyssenKrupp Teile des Verkaufs der Edelstahlsparte an den finnischen Wettbewerber Outokumpu rückabwickeln. Zugleich werden alle Verbindungen zu Outokumpu gekappt. Von dem Verkauf waren auch mehrere tausend Mitarbeiter in Krefeld betroffen. Die nun angekündigte Rückabwicklung habe aber keine Auswirkungen auf ihre Arbeitsplätze. Das erfuhr unsere Redaktion im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz.

ThyssenKrupp verkauft US-Stahlwerk für 1,5 Milliarden Dollar
Foto: TKN

Weiter will der angeschlagene Industriekonzern ThyssenKrupp seinen Umbau mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung vorantreiben. Das Unternehmen plant eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent. Das Bezugsrecht bisheriger Aktionäre soll dabei ausgeschlossen werden, wie der Konzern am Freitagabend mitgeteilt hatte.

An diesem Samstagmittag will Konzernchef Heinrich Hiesinger in Essen die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr erläutern. Ursprünglich war dies für den kommenden Montag (2.12.) geplant.

Zudem verkauft ThyssenKrupp nach langen Verhandlungen sein verlustreiches Stahlwerk in den USA. Käufer des Stahlwerks ist für einen Preis von 1,55 Milliarden Dollar (1,14 Mrd Euro) ein Konsortium aus den Stahlkonzernen ArcelorMittal und Nippon Steel, wie ArcelorMittal bereits mitgeteilt hatte. Die Transaktion sieht auch einen langfristigen Liefervertrag mit dem ThyssenKrupp-Stahlwerk in Brasilien vor.

Die Übersee-Stahlwerke von ThyssenKrupp in Brasilien und den USA hatten sich für den Konzern als Milliardengrab erwiesen. ThyssenKrupp hatte die gesamten Investitionskosten für die beiden Stahlwerke auf zwölf Milliarden Euro beziffert. Sie haben große Teile des Eigenkapitals aufgezehrt.

ThyssenKrupp behält aber vorerst das ebenfalls zum Verkauf stehende Stahlwerk in Brasilien. Die dortige Produktion gilt als Hauptursache für die milliardenschweren Verluste. Aufgrund der Vereinbarung mit ArcelorMittal und Nippon sei das Werk in Brasilien allerdings verlässlich über mehrere Jahre zu mindestens 40 Prozent ausgelastet.

Vorstandschef Hiesinger sprach von einer "tragfähigen Lösung". Mit dem Liefervertrag reduziere der Konzern sein Risiko und schaffe die Voraussetzung dafür, das Stahlwerk in Brasilien mittelfristig in die schwarzen Zahlen zu führen.

Neue Probleme brachte aber nun der Verkauf der Edelstahltochter Inoxum an den finnischen Konkurrenten Outokumpu vom vergangenen Jahr. Die Essener hatten damals dafür eine Milliarde Euro in bar sowie 29,9 Prozent an dem finnischen Konzern erhalten. Zudem gewährten die Essener den Finnen einen Milliardenkredit.

Nun aber kommt es vor dem Hintergrund von Auflagen der EU-Kommission zu einer Neuordnung. ThyssenKrupp nimmt das Edelstahlwerk im italienischen Terni und den profitablen Spezialhersteller VDM von Outokumpu zurück. Zugleich trennt sich ThyssenKrupp von dem 29,9 Prozent-Anteil an Outokumpu und beendet alle weiteren finanziellen Verbindungen zu Outokumpu.

Die Veräußerung der Anteile werde in Erwartung einer Kapitalerhöhung bei Outokumpu voraussichtlich zu einem "signifikanten Verlust" auf den bilanzierten Beteiligungsbuchwert von 305 Millionen Euro führen, hieß es. Dem stünden Entlastungen aus dem Wegfall bilanzieller Risiken gegenüber. Mit den Schritten werde Outokumpu die Möglichkeit geboten, Auflagen der EU-Kommission aus der Inoxum-Transaktion "wertschonend" zu erfüllen, hieß es.

Zugleich gab ThyssenKrupp Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/2013 (30.9.) bekannt. Der Nettoverlust lag bei 1,5 Milliarden Euro. Das Geschäftsjahr davor hatte der Industriekonzern aber noch mit einem Rekordverlust von rund fünf Milliarden Euro abgeschlossen. Eine Dividende soll aber erneut nicht gezahlt werden. Die Schulden reduzierte der Konzern von 5,8 Milliarden auf 5 Milliarden Euro.

ThyssenKrupp sei auf dem Weg zu einem diversifizierten Industriekonzern "entscheidende Schritte" vorangekommen, hieß es. Hiesinger sagte laut Mitteilung, der Transformationsprozess von ThyssenKrupp werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. "Wir brauchen dafür einen langen Atem."

(mit Agenturmaterial)
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