Apple-Chef Tim Cook: "Ich bin stolz darauf, schwul zu sein"

Cupertino · Einer der bekanntesten Konzernlenker der Welt hat sein Coming Out: Apple-Chef Tim Cook hat in einem Essay dargelegt, warum er gerade jetzt seine sexuelle Orientierung öffentlich macht.

 Apple-Chef Tim Cook bei einer Präsentation.

Apple-Chef Tim Cook bei einer Präsentation.

Foto: ap

"Ich schütze meine Privatsphäre sehr, aber wenn mein Coming-Out anderen hilft, dann gebe ich gerne ein Stück davon auf." Sein privates Umfeld wisse allerdings schon längst Bescheid. Nur öffentlich wollte bisher nicht über seine Homosexualität sprechen: "Apple ist jetzt schon eine der am stärksten beäugten Firmen der Welt", schreibt er, "da würde ich den Fokus der Öffentlichkeit lieber auf unseren Produkten wissen statt auf meiner Person."

Die Unternehmenskultur bei Apple sei besonders offen. "Nicht alle haben so viel Glück", schrieb Cook. Er kündigte an, dass sich Apple für die Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben und anderen Gruppen einsetzen werde. "Wir werden weiter für unsere Werte kämpfen", schrieb er, "und ich werde mich persönlich weiterhin für die Gleichberechtigung aller einsetzen". Schwul zu sein, betrachte er als das "größte Geschenk, das Gott mir gegeben hat".

Für seinen Schritt erhielt Cook Lob aus der Branche. Microsoft-Chef Satya Nadella schrieb auf Twitter, er sei inspiriert von Cook. Laut Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zeigte Cook, was es bedeutet, ein "echter, mutiger und authentischer Anführer" zu sein. Der Mitgründer des Multimedia-Software-Anbieters Real Networks, Rob Glaser, äußerte die Hoffnung, dass Cooks Schritt Jugendlichen Mut machen werde. "Wenn sie 14 Jahre alt sind und herausfinden, dass der Chef eines der legendärsten Unternehmen der Welt schwul ist, denken sie: "Es gibt keine Grenzen dafür, was ich schaffen kann"", sagte Glaser der "New York Times".

Cook schrieb in dem Beitrag, die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. "Privatsphäre bleibt wichtig für mich, und ich möchte etwas davon behalten." Er hoffe aber, damit andere zu ermutigen, sich selbst zu akzeptieren oder für ihre Gleichberechtigung zu kämpfen.
"Teil des gesellschaftlichen Fortschritts ist das Verständnis, dass eine Person nicht von ihrer Sexualität, ihrer Rasse oder ihrem Geschlecht definiert wird", schrieb Cook. "Ich bin ein Ingenieur, ein Onkel, ein Naturfreund, ein Fitness-Besessener, ein Sohn des Südens, ein Sport-Fanatiker und vieles mehr."

Der Verwaltungsratschef von Apple, Arthur Levinson, erklärte, Cook werde von der gesamten Firma und dem Aufsichtsgremium unterstützt.
Seine Entscheidung werde die Gleichstellung vorantreiben, erklärte Levinson der "New York Times" zufolge.

Das Coming-out einer Führungsperson in der Wirtschaft ist immer noch selten. Der Völklinger Kreis, ein Netzwerk für schwule Führungskräfte, sieht das skeptisch. Dadurch fehlten Vorbilder für schwule oder lesbische Mitarbeiter, sagte Vorstandschef René Behr.
Von Cooks Schritt erhofft sich Behr eine "Strahlkraft" auch für Mitarbeiter deutscher Firmen. "Ich denke, dass das für andere Führungskräfte eine Ermutigung bedeutet, diesen Schritt zu gehen."

(felt)
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