Hauptversammlung der Telekom Höttges: Roaming-Gebühren in der EU sind überflüssig

Köln · Der Telekom-Chef Tim Höttges hat auf der Hauptversammlung in Köln einen revolutionären Vorschlag gemacht: Die Roaming-Gebühren in der EU könnten wegfallen.

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Foto: dpa, Andrea Warnecke

Außerdem hat er mit einem Plädoyer für den Netzausbau und neue Partnerschaften mit Internetfirmen die Eigentümer auf den Wandel eingeschworen. "Wir werden die Telekom zum führenden Anbieter von Telekommunikationsdiensten in Europa machen", sagte er auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandsvorsitzender am Donnerstag in Köln.

Dabei kritisierte der Manager, der am Jahresanfang die Nachfolge von René Obermann an der Unternehmensspitze angetreten hatte, die Dominanz amerikanischer Giganten wie Google und Facebook. Sie seien heute an der Börse deutlich mehr wert als die gesamte europäische Telekommunikationsindustrie und längst zu Anbietern von Kommunikationsdiensten aufgestiegen. "Wenn wir jetzt auch noch die Infrastruktur verlieren, verlieren wir unsere digitale Souveränität", warnte er.

Für den europäischen Binnenmarkt forderte Höttges eine einheitliche Regulierung. Dann könnten die Roaming-Gebühren, die für das Telefonieren im europäischen Ausland anfallen, komplett wegfallen. Im Gegenzug sollten die Kartellbehörden aber auch nicht mehr auf winzige Teilmärkte schauen, meinte er in Anspielung auf die derzeitige Praxis bei der Prüfung von Fusionsvorhaben. Das EU-Parlament hatte unlängst den Wegfall der Roaming-Gebühren Ende 2015 beschlossen. Allerdings müssen die EU-Staaten diesem Beschluss noch zustimmen.

Auch nach der Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone und der bevorstehenden Fusion von E-Plus und Telefónica Deutschland sieht Höttges die Telekom auf dem Heimatmarkt weiterhin gut platziert: "Der deutsche Markt ist sehr wettbewerbsintensiv und wird es bleiben", betonte er. Die Telekom habe eine bessere Infrastruktur als ihre Wettbewerber und größere Reichweite.

In den USA sieht der Konzernchef die Mobilfunktochter für ein mögliches Zusammengehen mit einem Wettbewerber gerüstet. Entscheidend sei die Sicht der amerikanischen Wettbewerbsbehörden. "Kommt es zu einer Marktbereinigung, wäre T-Mobile US auch gut dafür positioniert", sagte er. Zu Spekulationen über eine mögliche Fusion mit dem drittgrößten US-Anbieter Sprint äußerte Höttges sich nicht. Er wies aber darauf hin, dass die US-Tochter angesichts des Wachstums vor enormen Investitionen etwa für den Netzausbau stehe.

Mit weltweit 230.000 Beschäftigten hatte die Telekom im vergangenen Jahr den Umsatz um 3,4 Prozent auf 60,1 Milliarden Euro gesteigert. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 1,2 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen für 2013 eine Dividende von 0,50 Euro erhalten.

(dpa)
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