Spießrutenlauf im US-Kongress Toyota-Chef entschuldigt sich unter Tränen

Washington (RPO). Für Toyota-Chef Akio Toyoda war es ein qualvoller Kotau im Dienste seines Unternehmens. In einer Anhörung vor dem US-Kongress sagte der Enkel des Firmengründers Kunden und Beschäftigten unter Tränen rückhaltlose Konsequenzen aus der beispiellosen Pannenserie seines Unternehmens zu.

Toyota-Anhörung: Wut und Tränen im US-Kongress
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Mehr als drei Stunden dauerte die Anhörung. Für den höflichen Japaner war sie auch eine unliebsame Konfrontation mit der amerikanischen Kultur von zuweilen schonungsloser Direktheit. Immer wieder löcherten die Abgeordneten mit Fragen. Warum er denn wohl die Gefahr klemmender Gaspedale zu spät angegangen habe. Ob ihm das Leben amerikanischer Toyota-Kunden wichtiger sei als das von Amerikanern, wollte der US-Kongress von ihm wissen.

Toyoda ließ das alles über sich ergehen. Eine Wahl hatte er auch nicht. Sein Unternehmen wird in den USA mit 34 Todesfällen in Verbindung gebracht. Die Verkaufszaheln sind eingebrochen. Toyota befindet sich in einer der schlimmsten Krisen der Unternehmensgeschichte. Weltweit rief der Konzern fast neun Millionen Autos zurück, allein sechs Millionen davon in den USA.

"Ich bedaure zutiefst jeden Unfall, den Toyota-Fahrer erleben mussten", sagte Toyoda am Mittwoch bei der Anhörung vor einem Kongress-Ausschuss in Washington. Zugleich räumte er Fehler bei der Qualitätssicherung seines Konzerns ein, für die er die "volle Verantwortung" übernehme.

Oft gestaltet sich der Prozess als quälend langsame Prozedur. Oft erweist sich die Sprache als Barriere. Mehrmals verstand Toyoda die Fragen nicht. Seine Antworten gibt er auf japanisch. Wieder muss der Übersetzer zu Rate gezogen werden. Zu Beginn der Anhörung verlas der Firmenchef eine auf englisch abgefasste Erklärung, die bereits am Vortag veröffentlicht worden war. Toyoda betonte, dass die Mängel des Gaspedals, das manchmal beim Fahren ungewollt beschleunigt, mechanischer Natur seien. Er sei "absolut sicher", dass für die Mängel kein grundsätzlicher Fehler in der Toyota-Elektronik verantwortlich sei. Die Anhörung wurde live im japanischen Fernsehen übertragen.

Der Konzernchef sprach den Hinterbliebenen tödlich verunglückter Toyota-Fahrer sein Beileid aus. "Ich sende meine Gebete und werde sicherstellen, dass sich eine solche Tragödie nicht mehr wiederholt", sagte der 53-Jährige. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren möglicherweise zu viel Energie auf seine weltweite Expansion gelegt und dabei die Kontrolle der Qualität vernachlässigt. Traditionell hätten bei Toyota die Sicherheit und die Qualität immer Priorität vor der Expansion des Konzerns gehabt. "Diese Prioritäten sind durcheinandergeraten", räumte Toyoda ein. Toyota hatte General Motors (GM) 2008 als Nummer eins bei den Verkaufszahlen weltweit abgelöst.

(AFP/RTR/top)
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