Hersteller produziert ausschließlich in Deutschland Trigema setzt auf die deutsche Masche

Burladingen (rpo). Die beinah anachronistisch anmutende Werbung dürfte den meisten vertraut sein: Er kaufe nur Trigema-Produkte und sichere auf diese Weise deutsche Arbeitsplätze, behauptet stolz der Fernsehaffe, während der Trigema-Chef ebenso stolz verkündet ausschließlich in Deutschland zu produzieren.

Textilproduktion im Hochlohnland Deutschland? Für Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist das kein Widerspruch. Seit 30 Jahren trotzt die schwäbische Bekleidungsfabrik einer scheinbar unaufhaltsamen Entwicklung - mit verblüffendem Erfolg. "Bis zum letzten Hemd" kämpft Grupp in Burladingen auf der Zollernalb (Baden-Württemberg) für den heimischen Standort. Solide Qualität vermarktet er mit flexiblem Management, und er setzt auf das Niveau der rund 1200 Mitarbeiter.

Hohe Verantwortung als Unternehmer und Vertrauen zur Belegschaft gehören für den 61-jährigen "Mann der deutschen Maschen" und "König von Burladingen" unbedingt zusammen. Christliche Ethik hat er am Jesuitenkolleg in St. Blasien im Schwarzwald gelernt, Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft an der Universität Köln. "Ich kenne meine Leute", betont der Trigema-Geschäftsführer. Das gelte für die Leistung: "Meine Mitarbeiter können nach Bedarf sofort vier oder fünf verschiedene Arbeitsgänge erledigen." Diese Garantie fehle bei einer internationalen Auslagerung. Jedenfalls habe Produktion im billigen Ausland etliche Textilfabrikanten nicht vor dem Absturz gerettet.

Arbeitskräfte richtig einsetzen

"In einem Hochlohnland müssen wir rechtzeitig wissen, für was wir unsere Leute haben, wie die ausgebildet sind und was die machen müssen", sagt Grupp. "Und dann bin ich als Kopf gefordert." Gehe der Belegschaft die Arbeit aus, "dann sind nicht die Löhne zu hoch, sondern dann bin ich fehl am Platz". Der Trigema-Chef fasst zusammen: "Ich muss die Arbeitskräfte richtig einsetzen, entsprechend motivieren und Leistung nutzen." Doch gleichermaßen gilt für Grupp eine moralische Pflicht: "Ich kann eine Näherin, die 20 Jahre für mich gearbeitet hat, nicht einfach vor die Tür setzen. Ich muss auch in schwierigen Zeiten zu meinen Leuten stehen. Ich kann auf die Menschen vertrauen - und sie auf mich."

Das sei "schwäbischer Kapitalismus" von seiner besten Seite, sagen langjährige Kenner der Unternehmenslandschaft in Baden-Württemberg. Grupp hat auch bei sinkender Nachfrage noch keinen Beschäftigten entlassen oder Kurzarbeit angemeldet. Im Gegenteil: Kindern von Mitarbeitern bietet er regelmäßig einen Job an, wenn sie danach fragen. Boomt die Nachfrage plötzlich, legen seine Leute ohne Murren am Wochenende eine Sonderschicht ein. Kredite sind Grupp zuwider: "Was wir nicht bezahlen können, kaufen wir nicht." Sehr schlecht zu sprechen ist er auf "Abzocker" bei Unternehmern, die Schwächen der Marktwirtschaft nutzen. Grupp dagegen führt seit Jahren beachtliche Beträge einer sozialen Stiftung zu. Gerät jemand in der Heimat unverschuldet in Not oder braucht das Rote Kreuz einen neuen Rettungswagen: Grupp hilft gern.

Trigema ist der größte deutsche Hersteller für T-Shirts und Tennisbekleidung, auch Sportanzüge und Unterwäsche gehören zum Sortiment. Eine pfiffige Marktanpassung gehört zu den obersten Grundsätzen des Geschäftsführers. So setzte er frühzeitig auf farbige Hemden und Höschen. Schema F gilt nicht: "Wir müssen liefern, wenn der Verbraucher es will", betont Grupp. Und: "Wir können nicht ewig die Produktion vergrößern; wir müssen sie sichern." Angesichts höherer Preise bei Trigema im Vergleich zu Billigerzeugnissen setzt Grupp auf Direktverkauf zu Fabrikpreisen - inzwischen hat er schon 37 derartige Geschäfte zwischen Nordsee und Alpen aufgebaut.

Pro Jahr produziert Trigema rund acht Millionen Teile. Nach langer Stabilität sank der Umsatz 2002 um 2,5 Prozent auf 80,7 Millionen Euro. Wichtiger ist für den Chef die Wertschöpfung von 78 Prozent mit Stoffherstellung, Färberei, Druckerei und Konfektion im eigenen Hause. Zudem waren 2002 für Investitionen fast 7 Millionen Euro übrig. Der Direktverkauf hat bereits einen Anteil von 54 Prozent erreicht.

Trigema prägt das Bild der Kleinstadt Burladingen. Gegenüber dem schmucken Hauptwerk liegt das luxuriös anmutende Privatanwesen von Grupp, dazwischen ein Riesenwürfel mit Firmenlogo. Dieser Würfel scheint recht labil auf einer Ecke zu stehen - aber er wankt nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort