Wirbel vor Hauptversammlung Remmel warnt Bayer vor Monsanto-Deal

Bonn · Bayer-Chef Baumann steht eine turbulente Hauptversammlung bevor: Umweltschützer kündigen Demonstrationen an, Großaktionäre sind sauer wegen Paul Achleitner - und die Kartellprüfungen ziehen sich hin.

 Bayer will für 59 Milliarden Euro den Saatgutriesen Monsanto übernehmen.

Bayer will für 59 Milliarden Euro den Saatgutriesen Monsanto übernehmen.

Foto: Ulrich Schütz (Archiv)

Am Freitag stellt sich Werner Baumann das erste Mal als Bayer-Chef den Aktionären. Und vieles wird anders sein als sonst. Der Krefelder will den Anlegern die teuerste Übernahme schmackhaft machen, die je ein deutscher Konzern wagte. Für 59 Milliarden Euro will Bayer den Saatgutriesen Monsanto übernehmen. Anders als sonst findet die Hauptversammlung auch nicht in Köln, sondern im World Conference Center in Bonn statt. Das hält die Gegner nicht von Protesten ab. Das Bündnis "Stop Bayer/Monsanto" hat eine große Demonstration angekündigt, sieht sich aber von Bayer durch die Errichtung eines Zelts für Sicherheitskontrollen abgedrängt. Bayer weist das zurück und betont, das Zelt sei ein unverzichtbarer Teil des Sicherheitskonzepts. Heute entscheidet das Verwaltungsgericht Köln über das Zelt.

Baumann will bei den erwarteten 3000 Aktionären für die umstrittene Fusion werben. Darüber abstimmen lässt er zum Unmut von einigen Großaktionären aber nicht. Der Bayer-Vorstand sieht sich durch ein klares Votum des Aufsichtsrates legitimiert. Dennoch ist der Widerstand groß, auch in der Politik.

"Durch die Übernahme droht ein Mega-Agrochemie-Unternehmen, das den Weltmarkt dominieren wird und gegenüber Landwirten und Verbrauchern deutlich höhere Preise durchsetzen könnte", sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) unserer Redaktion. Familiengeführte, landwirtschaftliche Betriebe würden in eine noch verschärfte Abhängigkeit von der Agrochemie geraten, Saatgut- und Pflanzenvielfalt wären gefährdet. "Es droht die Einführung von unerwünschten gentechnischen Produkten durch die Hintertür", warnte der Grünen-Politiker. "Ich setze sehr darauf, dass die EU-Kartellbehörden die Übernahme mit Blick auf das Ziel einer nachhaltigen und vielfältigen Land- und Lebensmittelwirtschaft besonders kritisch prüfen."

Ursprünglich wollte Bayer schon bis Ende März den Antrag bei den EU-Kartellbehörden einreichen. Doch die Vorgespräche ziehen sich hin. In Konzernkreisen wachsen die Zweifel, ob Bayer sein Ziel halten kann, den Deal bis Ende des Jahres abzuschließen und aus Kartellgründen Umsätze von maximal 1,6 Milliarden Dollar abzugeben. Der Konzern bleibt zuversichtlich. "Es bleibt dabei, was wir kommuniziert haben. Wir gehen weiter davon aus, die Transaktion bis Jahresende abschließen zu können", sagte der Bayer-Sprecher. In den USA hat Bayer den Antrag bei den Kartellbehörden bereits eingereicht, dort wird nun vertieft geprüft.

Der grüne Bundespolitiker Oliver Krischer forderte die Bayer-Aktionäre auf, Widerstand zu leisten. "Die Bayer-Aktionäre haben am Freitag die Chance, ihren Unmut über die Fusionspläne mit Monsanto auszudrücken. Auch Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen werden dies auf der Aktionärsversammlung tun." Die Fusion von Bayer mit Monsanto sei falsch. "Während Bayer sich sonst Nachhaltigkeit und soziale wie ethische Verantwortung auf die Fahnen schreibt, steht die Übernahme von Monsanto für genau das Gegenteil: Gentechnik, Glyphosat und Saatgutmonokulturen."

Im Schatten des Streits um Monsanto gibt es auch Ärger um die Besetzung des Aufsichtsrates. Bayer hat erst jüngst eine Obergrenze eingeführt: Danach darf ein Aufsichtsrat nicht länger als drei Amtsperioden, also 15 Jahre, Mitglied sein. Doch schon beim ersten Testfall will Bayer die Regel brechen: Paul Achleitner, der unter anderem Aufsichtsrats-Chef der Deutschen Bank ist, soll für eine weitere Periode bleiben. Er kontrolliert die Leverkusener bereits seit 2002. Bayer verteidigte das Vorgehen: "Aufgrund seiner besonderen Kompetenz und vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren verschiedene Mitglieder erstmals in den Aufsichtsrat bestellt wurden, wird Herr Achleitner zur Gewährleistung hinreichender Kontinuität im Aufsichtsrat erneut zur Wiederwahl vorgeschlagen." Der ewige Aufsichtsrat soll bis 2022 kontrollieren. Großaktionäre wie die Dekabank überzeugt das nicht.

(anh)
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