Steuertricks US-Kongress "grillt" Apple-Chef Tim Cook

Berlin · Der US-Konzern Apple hat mit Steuertricks Milliarden an Steuern eingespart. Die Methoden lösten in den USA Empörung aus. In einer Anhörung vor dem Kongress verteidigte Apple-Chef Tim Cook die Praxis als legal. Die US-Café-Kette Starbucks zahlte in Deutschland keine Steuern.

Internationale Konzerne wie der Computerhersteller Apple sorgen wegen ihrer Steuertricks für Aufregung. Apple hat nach einem Befund des US-Senats durch ein komplexes System an Auslandsfirmen vermieden, in den USA und anderen Ländern Milliarden Dollar Steuern zu zahlen. Der Senat wirft Apple insbesondere vor, mit Hilfe irischer Tochterfirmen auf Milliardengewinne keine oder nur geringe Steuern gezahlt zu haben.

Apple-Chef Tim Cook wies die Vorwürfe am Dienstag in einer Anhörung vor dem Senat zurück. In den USA werden solche öffentlichen Anhörungen als "Grilling" bezeichnet, oftmals setzen die Abgeordneten die vorgeladenen Personen mit sehr unangenehme Fragen unter Druck. Apple-Chef Tim Cook kam vergleichsweise gut davon.

Cook gibt sich als Patriot

"Wir zahlen alle Steuern, die wir müssen, jeden einzelnen Dollar", sagte er vor den Senatoren. Den Vorwurf der Trickserei wies er zurück. "Wir sind nicht von Steuertricks abhängig", sagte er. Eigenen Angaben zufolge hat Apple 2012 in den USA sechs Milliarden Dollar (rund 4,6 Milliarden Euro) Steuern gezahlt - oder 16 Millionen Dollar pro Tag. Cook spielte die Patriotismus-Karte aus: "Wo auch immer wir sind, wir sind ein amerikanisches Unternehmen", so der Konzernchef.

Cook musste allerdings einräumen, dass sein Unternehmen etwa zwei Drittel seiner Geldreserven im Ausland gelagert hat - 102 Milliarden Dollar von insgesamt 145 Milliarden Dollar. Derzeit habe der Konzern aber aufgrund der Steuerpolitik nicht vor, dieses Geld in die USA zu holen. Dann nämlich müsste Apple darauf 35 Prozent Steuern entrichten. "Wir nutzen das Geld, um unser Auslandsgeschäft zu betreiben", sagte Cook.

Der demokratische Vorsitzende des Ausschusses, Carl Levin, kritisierte, Apples Strategie sei einzigartig unter den multinationalen Konzernen in den USA. Er und die Republikaner wollen daher etwaige Schlupflöcher stopfen. Die Republikaner wollen die Körperschaftssteuer von derzeit 35 Prozent senken.

Irland widerspricht

Tatsächlich ermöglichen Länder wie Irland oder Zypern mit sehr niedrigen Unternehmenssteuersätzen den internationalen Konzernen, Gewinne in diese Länder zu verlagern und so ganz legal Steuern zu sparen. Irland wies allerdings Vorwürfe zurück, es habe mit Apple einen noch niedrigeren Steuersatz als den für Unternehmen dort ohnehin schon geltenden niedrigen Satz von 12,5 Prozent ausgehandelt. So etwas sei rechtlich gar nicht möglich, erklärten Vertreter der irischen Regierung.

Dagegen hatte es in dem Bericht für den US-Senat geheißen, Apple zahle in Irland nur zwei Prozent statt 12,5 Prozent Steuern. Apple habe seine Tochter Apple Sales International in Irland angesiedelt, sie werde aber von den USA aus geführt. Mit den Tricks habe Apple dem amerikanischen Fiskus in den vergangenen vier Jahren "Dutzende Milliarden Dollar" an zu versteuernden Einkünften vorenthalten.#

Auch andere Konzerne in der Kritik

Auch Google und Amazon stehen in der Kritik. Der Suchmaschinenbetreiber soll in Großbritannien von 2006 bis 2011 etwa 18 Milliarden umgesetzt haben, zahlte aber nur 16 Millionen Dollar Steuern. Amazon zahlte trotz eines Umsatzes im Königreich von 23 Milliarden Dollar in den sechs Jahren nur neun Millionen Dollar Steuern.

In Deutschland gerät derweil die amerikanische Kaffeehaus-Kette Starbucks in den Fokus. Starbucks hat nach eigenen Angaben in Deutschland trotz hoher Umsätze in den vergangenen Jahren keine Steuern auf Gewinne abgeführt. "Starbucks Coffee Deutschland hat in den vergangenen drei Jahren kein zu versteuerndes Einkommen erwirtschaftet und musste daher entsprechend der deutschen Gesetzgebung keine Körperschaftssteuer zahlen", antwortete das Unternehmen auf eine Anfrage der Vizechefin der Grünen-Fraktion, Kerstin Andreae. "Das ist reine Steuergestaltung eines multinationalen Konzerns", kritisierte Andreae.

(mar)
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