Dax geht wieder tief ins Minus US-Zahlen lassen die Börsen nur kurz aufatmen

Frankfurt/Main (RPO). Die US-Arbeitsmarktzahlen konnten den Abwärtssog an der Wall Street nur kurz stoppen. Die New Yorker Börsen starteten am Freitag zwar mit deutlichen Gewinnen in den Handel, nachdem es am Donnerstag den heftigsten Kursrutsch seit Anfang 2009 gegeben hatte. Bis 17.30 Uhr drehten die Indizes allerdings wieder tief ins Minus. Und auch der Dax geht am Abend mit einem dicken Minus aus dem Handel, nachdem er zwischenzeitlich sogar einmal kurz im Plus gelegen hatte.

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Foto: dapd

Die Eskalation der Schuldenkrise in Europa und die Angst vor einer zweiten Rezession in den USA traten in den vergangenen Tagen an den Aktienmärkten regelrechte Verkaufswellen los. Die Marktkapitalisierung aller im MSCI World Index gelisteten Unternehmen verringerte sich in der laufenden Woche um 2,5 Billionen Dollar. Dies entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung Frankreichs.

Für Aufatmen sorgte kurzfristig der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für Juli. Demnach beschleunigte sich das Stellenwachstum deutlicher als erwartet. Investoren reagierten erleichtert und kehrten an den Markt zurück. Doch Analysten warnten, die Kurserholung könnte nur kurzzeitig sein. Durch die Job-Daten werde kein Problem gelöst, sagte Michael Marrale von RBC Capital Markets. Sie böten vielmehr nur eine punktuelle Kaufgelegenheit. Am Ende kämen den Investoren wieder die jüngsten schwachen Konjunkturzahlen in Erinnerung.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg zunächst in den ersten Handelsminuten 1,2 Prozent auf 11.516 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte um 0,8 Prozent auf 1210 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq notierte 1,3 Prozent höher auf 2590 Stellen. Um 17:30 Uhr notierte die Wall Street dann schon wieder ein Prozent im Minus bei 11.271 Punkten.

Der Dax verliert zum Schlussgong 174 Punkte auf 6240 und damit 2,7 Prozent. Der deutsche Leitindex war am Nachmittag unmittelbar nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten kurz ins Plus gedreht. Um 14.31 Uhr stieg der Leitindex um 0,2 Prozent auf 6431 Punkte, fiel dann aber wieder zurück. Seit Wochenbeginn büßte der Leitindex damit fast 14 Prozent oder knapp 1000 Punkte ein.

Im Dax schlossen mit wenigen Ausnahmen alle Werte tief in der Verlustzone. BASF, Allianz, VW und Daimler gaben mehr als 4,0 Prozent ab. Gegen den Trend stiegen Deutsche Börse um 7,5 Prozent und Commerzbank um 3,6 Prozent. Im MDax führten Gagfah die Verlierer mit minus 10 Prozent an.

Der MDax verlor 1,0 Prozent auf 9135 Punkte, der TecDax 0,9 Prozent auf 718.

Der Euro erholte sich etwas auf 1,4158 Dollar. Stützend für die Einheitswährung erwiesen sich Gerüchte im Markt, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte schon bald mit Käufen italienischer und spanischer Anleihen beginnen. Auch hofften Anleger auf eine baldige Emission von Eurobonds. Die EZB legte den Referenzkurs bei 1,4155 Dollar fest.

Italien- und Spanienanleihen immer teurer

Allerdings ist die Furcht vor einer starken Konjunkturabkühlung, begünstigt durch die Überschuldung in der Eurozone, nicht geringer geworden. Am Vormittag gab es überraschend schwache Zahlen zur Industrieproduktion in Italien, Spanien und auch in Deutschland.

Die Investoren schreckten vor dem Kauf italienischer und spanischer Staatsanleihen immer mehr zurück. Die Risikoabschläge, die sie beim Kauf der Schuldpapiere verlangen, stiegen am Freitag auf neue Rekordwerte. Der Abstand zu den deutschen Staatsanleihen, die als besonders stabil gelten und deshalb als Referenz dienen, stieg am Morgen für Papiere aus Spanien auf 417 Basispunkte. Das heißt, die Käufer forderten dafür eine um 4,17 Prozentpunkte höhere Rendite als bei der Bund-Anleihe. Der Abstand der italienischen Staatsanleihen kletterte auf 416 Basispunkte. Das waren die höchsten Werte seit Schaffung des Euro.

Die Börsen in den beiden Ländern stemmten sich gegen den weltweiten Abwärtstrend: Während die wichtigsten Märkte in Europa am Freitag weiter auf Talfahrt gegangen sind, haben sich die Börsen in Spanien und Italien als einzige behauptet. Der spanische Ibex legte bis zum Mittag um 1,2 Prozent zu, der italienische Leitindex FTSE MIB um 1,1 Prozent.

Der Euro notierte am Mittag etwas fester bei 1,4170 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Donnerstag bei 1,4229 Dollar festgelegt. Der Ölpreis lag bei 107 Dollar und damit so niedrig wie seit Ende Juni nicht.

Börsen-Absturz am Donnerstag

Die Talfahrt setzte sich am frühen Morgen in Asien fort. Nach massiven Kursverlusten an der Wall Street am Vortag brach der japanische Nikkei-Index gleich nach Eröffnung des Handels um 3,4 Prozent ein. Der Hongkonger Hang-Seng-Index verlor 4,1 Prozent. Auch an der wichtigsten australischen Börse war mit knapp vier Prozent ein deutliches Minus zu verzeichnen. Die Ängste vor einer Rezession in den USA und wegen der Schuldenkrise in Europa drohen damit weltweit weiter für Turbulenzen auf den Finanzmärkten zu sorgen.

Unmittelbar nach Beginn des Handels fiel der wichtigste australische Index S&P/ASX 200 am Freitag um 168,6 Punkte oder 3,94 Prozent auf 4.107,20. Besonders betroffen waren die Banken des Landes. Die Aktie der ANZ brach um mehr als fünf Prozent ein, Westpac und die National Australia Bank büßten jeweils mehr als vier Prozent ein. Finanzminister Wayne Swan versuchte, die Investoren zu beruhigen und erklärte, die australische Wirtschaft sei weiterhin robust.

Wall Street stürzt auf niedrigsten Wert seit 2008 Die Kurse an der New Yorker Börse waren am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008 gesunken. Der deutsche Leitindex DAX stürzte um fast 250 Punkte auf ein neues Jahrestief. Die Stimmung an den Finanzmärkten erinnerte mitunter an die Panik im September und Oktober vor drei Jahren. Der Goldpreis erreichte kurzzeitig einen Rekordwert, während der Ölpreis noch deutlicher fiel als die Werte der Aktien - um sechs Prozent oder 5,3 Dollar (3,7 Euro).

Der Dow-Jones-Index der 30 führenden Industriewerte fiel um 512,76 Punkte oder 4,3 Prozent und schloss bei 11.383,68 Zählern. Nach Punkten war dies der neuntgrößte Verlust seit dem Jahr 1900. Die in diesem Jahr erzielten Gewinne waren damit wieder verloren. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 136,68 Punkte oder 5,1 Prozent auf 2.556,39 Zähler. Alle wichtigen Indizes verloren mindestens zehn Prozent gegenüber ihren jüngsten Höchstwerten vom April.

Merkel und Sarkozy wollen telefonieren Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in der Euro-Zone will Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Freitag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spaniens Regierungschef José Luis Zapatero telefonieren, teilte der Elysée-Palast in Paris mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Am Mittwoch und Donnerstag habe Sarkozy bereits mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, über die Situation in der Euro-Zone am Telefon beraten.

Erinnerungen an Lehman

Die Stimmung an den Finanzmärkten erinnerte am Donnerstag mitunter an die Panik im September und Oktober vor drei Jahren. Der Goldpreis erreichte kurzzeitig einen Rekordwert, während der Ölpreis noch deutlicher fiel als die Werte der Aktien - um sechs Prozent oder 5,3 Dollar (3,7 Euro).

(apd/RTR/AFP)
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