Bei RWE kämpft jeder allein Verdi und IG BCE zerstritten

Essen · Ausgerechnet in der schwersten Krise des Energiekonzerns zerstreiten sich die Gewerkschaften. Verdi will nicht länger gemeinsam mit der IG BCE über Kündigungsschutz und Lohnerhöhungen verhandeln.

 RWE baut bis 2016 infolge der Energiewende 5400 Stellen ab, Ende des Jahres läuft der Kündigungsschutz aus.

RWE baut bis 2016 infolge der Energiewende 5400 Stellen ab, Ende des Jahres läuft der Kündigungsschutz aus.

Foto: dpa, bt htf olg

"Wir werden die Verhandlungsgemeinschaft mit der IG BCE ab sofort vorerst unbefristet aussetzen", teilte Verdi-Verhandlungsführer Hans-Peter Lafos dem RWE-Arbeitgeberverband in einem Brief mit, der unserer Zeitung vorliegt.

Dabei wäre gerade jetzt eine starke Arbeitnehmervertretung nötig. RWE baut bis 2016 infolge der Energiewende 5400 Stellen ab, Ende des Jahres läuft der Kündigungsschutz aus, den RWE-Chef Peter Terium nicht verlängern will. Zudem verlangt er für 2014 eine Nullrunde von den Beschäftigten.

Im Januar hatte Verdi aus Verärgerung über RWE die Verhandlungen abgebrochen, Anfang Juli hatte man die Wiederaufnahme beschlossen. Nun sollen diese ohne IG BCE stattfinden.Von der Aussetzung sind auch die Steag und einige Stadtwerke betroffen, die ebenfalls in dem Arbeitgeberverband organisiert sind.

Hintergrund ist ein Streit bei Tennet, der das Stromnetz von Eon übernommen hatte. Verdi wirft der IG BCE vor, ihr rund 100 Tennet-Mitarbeiter abgejagt zu haben. Laut Organisations-Statut des Gewerkschaftsbundes (DGB), das die "Claims" absteckt, gehört Tennet als leitungsgebundes Unternehmen eindeutig zu Verdi, heißt es bei Verdi. Ohnehin seien vier Fünftel der Energie-Beschäftigten traditionell Verdi-Mitglied, argumentiert die Nachfolgegewerkschaft der ÖTV.

Die IG BCE dagegen hält einen freiwilligen Wechsel von Tennet-Beschäftigten zu ihr nicht für einen Verstoß. Auch hier hat Verdi die Gemeinschaft gekündigt, schon bei der jüngsten Tarifverhandlung mit Eon ist man getrennt marschiert.

Nun muss die Sache vor einem Schiedsgericht des DGB geklärt werden. "Nach Ablauf des ordentlichen Schiedsverfahrens zum Organisationskonflikt zwischen den Gewerkschaften werden die Gremien über eine mögliche Fortsetzung entscheiden", so Lafos weiter.

(RP)
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