Rheinland-Pfalz Verkaufsstopp für Airport Hahn bringt Koalition unter Druck

Mainz · Eigentlich hätte der Flughafen Hahn an einen umstrittenen chinesischen Investor veräußert werden sollen. Doch die rheinland-pfälzische Landesregierung stoppt das Verfahren, weil Unterlagen fehlen. Opposition, FDP und Grüne wollen Aufklärung.

 Eigentlich war der Flughafen Hahn von Chinesen gekauft worden

Eigentlich war der Flughafen Hahn von Chinesen gekauft worden

Foto: dpa

Der Druck auf die rheinland-pfälzische Ampel-Koalition von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nimmt nach dem vorerst gestoppten Verfahren zum Verkauf des Flughafens Hahn zu. Die CDU-Opposition beantragte eine Sondersitzung des Landtags und will dort die Verantwortung von Dreyer beim Hahn-Verkauf hinterfragen.

"Wir haben allen Grund zur Skepsis, wenn eine Landesregierung mit einem Phantom verhandelt", sagte CDU-Fraktionschefin Julia Klöckner in Mainz. "Das sieht nach Wählertäuschung aus." Die Verhandlungen seien fern der Öffentlichkeit, fern des Parlaments gelaufen und kämen einem "geplanten Belügen der Öffentlichkeit" gleich - zumal Dreyer maximale Transparenz zugesagt habe. Die CDU legte der Regierung auch personelle Konsequenzen nahe. Die AfD-Fraktion forderte einen Untersuchungsausschuss des Landtags.

Die rot-gelb-grüne Landesregierung hatte die Landtagsfraktionen gebeten, das Verfahren zum Verkauf vorerst auf Eis zu legen. Der Landtag hätte dem Verkauf an das chinesische Unternehmen Shanghai Yiqian Trading (SYT) noch zustimmen müssen. Der vom Land ausgewählte Käufer war jedoch nach Angaben von Innenminister Roger Lewentz (SPD) mit einer vereinbarten Teilzahlung in Verzug geraten und ließ am Mittwoch eine Frist für die Vorlage von Belegen verstreichen.

Damit ist die Entscheidung über das Gesetz im Juli vorerst gestoppt. Mit der SYT wird aber weiterverhandelt - notfalls auch mit einem der beiden anderen Hahn-Interessenten, die beim Ausschreibungsverfahren nicht zum Zug gekommen waren.

Als Grund für die Verzögerung der vereinbarten Überweisung gab SYT laut Lewentz an, dass die Genehmigung der chinesischen Regierung dafür nicht vorliege. Die Landesregierung schickte dem Käufer daraufhin eine Mahnung und verlangte Belege. Sie wandte sich nun an die chinesischen Behörden und prüft rechtliche Schritte. Der Kaufvertrag für den Airport im Hunsrück war bereits am 2. Juni notariell beurkundet worden. Der Vollzug des Verkaufs ist von der Zustimmung des Landtags abhängig.

Der verschuldete Flughafen gehört zu 82,5 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz, zu 17,5 Prozent Hessen. Auch Hessen will die Anteile verkaufen. Das hessische Finanzministerium zeigte sich solidarisch mit den Nachbarn und erklärte, weiterhin volles Vertrauen in das Vorgehen der Rheinland-Pfälzer zu haben. Das Land warte ebenfalls auf letzte Rückmeldungen der chinesischen Seite. Allerdings zeigte sich Hessen Landesregierung gelassen. Defizite würden von Rheinland-Pfalz übernommen.

Nach der Vertragsunterzeichnung mit Rheinland-Pfalz waren Unstimmigkeiten aufgekommen, weil die Firma SYT in China offensichtlich kaum bekannt ist und die Geschäftspartner im Dunkeln blieben. Die kleinen Koalitionspartner verlangten Aufklärung. Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) sagte, das Innenministerium müsse die offenen Fragen zügig klären. Die Grünen-Landesvorsitzenden Katharina Binz und Thomas Petry erklärten, sie seien "nur dann bereit, das aktuelle Verfahren weiterzuführen, wenn die entstandenen Zweifel ausgeräumt werden".

Die Krise beim Verkauf des Flughafens Hahn weckt Erinnerungen an die Erfahrungen der früheren SPD-Alleinregierung in Rheinland-Pfalz beim Verkauf des Nürburgrings. Die geplante internationale Privatfinanzierung des Nürburgrings scheiterte 2009. Im Jahr 2012 ging der Ring insolvent. Inzwischen gehört das Unternehmen einem russischen Investor.

(crwo/dpa)
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