Ab 2012 bis zu sieben Prozent teurer Viele NRW-Versorger erhöhen den Strompreis

Berlin · Ab 1. Januar 2012 müssen Haushalte bis zu sieben Prozent mehr für ihren Strom zahlen. Bis zum Jahr 2020 werden die Energiepreise laut Deutscher Energie-Agentur um insgesamt 20 Prozent steigen. Doch ein Privathaushalt kann seine Rechnung durch kluges Verhalten um ein Viertel senken.

Verbraucher müssen sich in Nordrhein-Westfalen zum Jahreswechsel auf deutlich steigende Strompreise einstellen: Die Stromanbieter erhöhen ihre Preise zum Teil spürbar. In Leverkusen etwa müssen Verbraucher bis zu 7,7 Prozent mehr bezahlen. Die Strompreiserhöhungen seien nur "ein Zeichen für einen langfristigen Trend", hieß es bei der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin.

Bis 2020 drohten im Schnitt Erhöhungen um insgesamt 20 Prozent. Dem Preisdruck könnten Verbraucher nur mit mehr Energiesparen begegnen, empfiehlt die Beratungsagentur, die unter anderen vom Bund getragen wird.

Warum steigen die Strompreise bis 2020 so stark an?

Strom wird teurer, weil die nach wie vor hohe weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen die Preise für Öl und Gas in die Höhe treibt. Deren Angebotsmenge wird wegen der Endlichkeit der fossilen Brennstoffe immer knapper. Zudem werden Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, teurer: Nach Europa wollen auch China, Australien und andere Weltregionen Preise für die Verschmutzungsrechte verlangen. Hinzu kommt die allgemeine Inflation.

Doch auch die Energiewende der Bundesregierung treibt die Preise — zumindest solange die Investitionen in den Umbau des Energiesystems noch nicht abgeschrieben sind. Die höchsten Kosten entfallen dabei auf den großflächigen Netzausbau, der nötig wird, um etwa die Windkraft von der Nord- und Ostsee in den Süden der Republik zu transportieren. Auch der nach dem Atomausstieg notwendige Neubau effizienter Gas- und Kohlekraftwerke muss letztlich von den Stromverbrauchern bezahlt werden.

Wie können sich Verbraucher gegen den Preisanstieg wappnen?

"Wer Strom spart, sichert sich gegen den Preisanstieg ab", rät Dena-Chef Stephan Kohler. Die Energiewende sei überhaupt nur dann zu schaffen, wenn Verbraucher konsequenter Energie sparten als bisher. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4500 Kilowattstunden pro Jahr müsse bei einem beispielhaften Strompreis von 24 Cent pro Kilowattstunde 1080 Euro im Jahr für den Strom bezahlen.

Mit energieeffizienten Geräten und einem optimierten Nutzerverhalten könne der Verbrauch im Laufe der Zeit um bis zu 25 Prozent gesenkt werden. Damit hätte der Haushalt im Jahr 2020 den Anstieg des Strompreises nicht nur ausgeglichen, sondern zusätzlich noch 100 Euro gespart.

Der Austausch herkömmlicher Glühlampen durch energieeffiziente LED- oder Energiesparlampen bringe eine Einsparung von bis zu 80 Prozent, rät die Dena. Bei Kühl- und Gefrierschränken liege der Vorteil je nach Gerätetyp bei 45 bis 60 Prozent. Moderne Wäschetrockner würden bis zu 60 Prozent, Geschirrspüler über 40 und Waschmaschinen über 30 Prozent einsparen.

Ein Fernseher der Energieeffizienzklasse A verbrauche bis zu 50 Prozent weniger Strom als ein Gerät der Klasse C. Auch einkommensschwache Haushalte könnten ihre Geräte schrittweise austauschen, indem sie etwa Mikrokredite für den Kauf beantragten, die unter anderem die KfW-Förderbank anbietet.

Wie hilft der Anbieterwechsel?

Gegen zu hohe Strompreise hilft kurzfristig auch der Wechsel des Stromanbieters. "Je nach Strombedarf liegt das Einsparpotenzial zwischen 50 und 100 Euro pro Jahr", heißt es bei der Verbraucherzentrale NRW. Vor einem Wechsel sollten Verbraucher den eigenen Strombedarf anhand der letzten jährlichen Abrechnung überprüfen und Angebote dafür im Internet vergleichen. Ab Februar 2012 müssen die Stromanbieter ihre Kunden in den Rechnungen umfassender informieren und über ihren Verbrauch genau aufklären.

Welche Unternehmen wo die günstigsten Tarife anbieten, lässt sich etwa bei www.verivox.de ermitteln. Vom 1. April 2012 an darf der Wechsel eines Strom- und Gasanbieters nur noch höchstens drei Wochen dauern, hat die Bundesnetzagentur vorgeschrieben.

(RP/pst/das)
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