Sicherheitstechnik Vodafone: Technik des Kanzlerhandys für alle

Hannover/Düsseldorf · Bei Sicherheitstechnik liegt die Telekom weit vor Vodafone. Jetzt bringen die Düsseldorfer ein spannendes Angebot für wenig Geld.

Merkel zeigt Cameron die CeBIT 2014
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Beim Thema Schutz vor Abhören und vor dem Knacken vertraulicher Informationen hat der Düsseldorfer Telefonkonzern Vodafone zwei große Probleme zu bewältigen: Seit Monaten trommelt die Deutsche Telekom dafür, Internetverkehr in einer sogenannten "Schengen-Zone" vor dem Zugriff der verbündeten Geheimdienste aus den USA und Großbritannien abzuschirmen — Vodafone als britischer Konzern konnte einem solchen Datenverkehr nur in Kontinentaleuropa bisher nichts abgewinnen.

Und als Bundeskanzlerin Angela Merkel vom amerikanischen Geheimdienst NSA abgehört wurde, nutzte sie ausgerechnet ein über Vodafone laufendes Gerät der CDU. Ein viel sichereres "Kanzlerinnen-Handy", das die Telekom gestellt hatte und das viel komplizierter ist, nutzte sie nur selten, weil es unbequem war.

Seit gestern ist klar, dass Vodafone beim Thema Sicherheit aufholen will. Am Vortag der heute startenden Computermesse Cebit stellte Vodafone-Chef Jens Schulte-Bockum in Hannover eine neue Partnerschaft mit der Technikfirma Secu-smart aus Düsseldorf vor. Für rund zwölf Euro im Monat können Kunden von Vodafone über eine spezielle App ihre Gespräche verschlüsselt führen. Die Idee sei "ein Kanzler-Handy für alle", sagte Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle.

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Dabei hat sein Konzept ein gewisses Gewicht: Immerhin entwickelte Secusmart bereits mit dem kanadischen Smartphone-Anbieter Blackberry eines der zwei im Herbst für die deutsche Regierung zugelassenen neuen Sicherheits-smartphones — und Kanzlerin Merkel nutzt das Gerät. Das andere Gerät hat die Telekom mit Samsung basierend auf dem Gerät Galaxy S3 auf den Markt gebracht.

Die Idee, Verschlüsselungssoftware für Gespräche und Daten per App auf ein Smartphone zu bringen, will die Telekom auf der Cebit ebenfalls vorstellen — logisch, dass die Idee nur funktioniert, wenn so wie bei Vodafone die zwei Kommunikationspartner jeweils das gleiche Sicherheitssystem nutzen.

Auch bei Datenservices versucht Vodafone, den Sicherheitsvorsprung der Telekom aufzuholen. So bewirbt das Unternehmen auf der Cebit einen neuen Dienst als "Cloud and Hosting Made in Germany". Damit der Anspruch eingelöst werden kann, wurden beim Frankfurter Dienstleister E-Shelter extra Räume angemietet, um dort Großrechner im Auftrag von Kunden abstellen und verwalten zu können.

Ausdrücklich wird zwar nicht gesagt, dass die Daten so auch vor dem Zugriff der amerikanischen und britischen Geheimdienste geschützt werden sollen, doch Vodafone erklärt: "Die britischen Kollegen haben keinen Zugriff auf die Daten, alles bleibt in Deutschland."

Dabei geben auch Telekom und die Bundesregierung bei digitaler Sicherheit Gas. Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat angekündigt, 30 Millionen Euro zusätzlich in digitale Forschungsprojekte zu investieren. Im Mittelpunkt sollen IT-Sicherheit und die sinnvolle Nutzung großer Datenmengen stehen.

Der technische Fortschritt müsse auch gewährleisten, "dass wir uns sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen können", sagte Wanka.

Die Telekom will mit einer Mittelstandsoffensive den Umsatz um rund 600 Millionen Euro erhöhen — auch mit Sicherheitslösungen. Für sehr günstige Smartphones mit dem Betriebssystem "Firefox" soll es weitere Sicherheit geben — so sollen Nutzer sich besser davor schützen können, dass das Smartphone jederzeit den Standort verrät. Und auf Samsung-Smartphones soll die Nutzung strikt in "privat" und "dienstlich" unterteilt werden. Das kann verhindern, dass privat genutzte Apps wie WhatsApp dienstliche Adressen oder andere Informationen einfach rauskopieren.

(RP)
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