Fotos Die wichtigsten Protagonisten im VW-Machtkampf
Der innere Zirkel von Volkswagens Aufsichtsrat berät über die Zukunft an der Konzernspitze. Sechs Köpfe könnten dabei noch am Donnerstag die Weichen für die Zukunft von VW-Chef Martin Winterkorn stellen. Hinter verschlossenen Türen wird sich zeigen, wie viel die öffentliche Unterstützung für den 67-Jährigen wert ist. Hier die wichtigsten Protagonisten:
MARTIN WINTERKORN - Für den Volkswagen-Chef dürfte eine bange Zeit des Wartens beginnen. Er gehört nicht zu Aufsichtsrat und Präsidium - formell ist er nur ein Angestellter des Konzerns. Zwar galt es lange als ausgemacht, dass Winterkorn Piëch einmal an die Spitze des Kontrollgremiums folgt. Doch seit der Patriarch ihm öffentlich das Vertrauen entzog und "auf Distanz" ging, scheint dieser Weg verbaut.
Auch die langjährige Arbeit des Qualitätsfanatikers steht nun in einem anderen Licht da. Traut Piëch seinem bisherigen Ziehsohn nicht mehr zu, dringende Probleme bei VW in den Griff zu kriegen? Oder sieht er ihn nicht als nächsten Chefkontrolleur? Den Chefposten bei der Hausmarke mit Modellen wie Golf und Passat muss Winterkorn schon diesen Sommer abgeben. Womöglich steht noch mehr auf dem Spiel.
FERDINAND PIËCH - Er sitzt als oberster Aufsichtsrat natürlich auch im Präsidium. Kaum jemand kann wie Piëch einen Weltkonzern mit nur einem Satz ins Chaos stürzen. Nach seiner Attacke auf Winterkorn rätselt die Autobranche: Was treibt den VW-Patriarchen an? Hat er unter fachlichen Gesichtspunkten das Vertrauen in den Konzernboss verloren? Gibt es persönliche Differenzen mit seinem Vertrauten? Im Präsidium muss er seine Kritik an Winterkorn gut erklären - und wahrscheinlich auch potenzielle Nachfolger für die Konzernspitze und seinen Posten als Aufsichtsratschef aufzeigen.
STEPHAN WEIL - Der SPD-Politiker vertritt das Land Niedersachsen in Aufsichtsrat und Präsidium. In der aktuellen Führungskrise stellte sich der Ministerpräsident gegen Piëchs Alleingang: Er sei "unangenehm überrascht" über dessen Aussagen. "Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich." Zwar gehört Weil zur Kapitalseite im Aufsichtsrat, da Niedersachsen Miteigentümer von VW ist - in der Vergangenheit agierten die Arbeitnehmerseite und das Land aber oft genug als Allianz. VW und seine Jobs sind Niedersachsens Motor.
WOLFGANG PORSCHE - Er ist im Porsche/Piëch-Clan der Sprecher des Porsche-Familienzweigs. Der 71-Jährige hat die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen 2008/2009 mit Ruhe und Gelassenheit durchgestanden. "WoPo", wie Wolfgang Porsche intern heißt, bezeichnete Piëchs Attacke auf Winterkorn als "seine Privatmeinung" und ging damit in Opposition zu seinem Cousin. Diese Position kennt er schon aus dem Übernahmekampf von damals. Die Porsches und Piëchs halten gemeinsam die Stimmenmehrheit bei dem Wolfsburger Autoriesen.
BERND OSTERLOH - Gegen den Willen der Arbeitnehmerseite läuft bei Volkswagen kaum etwas. Der Betriebsrats- und Gewerkschaftsflügel hat im Aufsichtsrat eine ungewöhnlich mächtige Stellung. An seiner Spitze steht VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Der 58-Jährige hat laut VW-Satzung die Chance, den Neubau oder die Verlagerung von Fabriken zu blockieren - was sich in der Aufsichtsratspolitik als Druckmittel einsetzen lässt. Das macht ihn neben Piëch und Winterkorn zur dritten Säule im Machtdreieck von VW. Osterloh lobte den VW-Chef nach Piëchs Äußerungen als "erfolgreichsten Automobilmanager" - mit dem man auch über 2016 hinaus verlängern wolle.
Neben Osterloh sitzen noch zwei weitere Arbeitnehmer-Vertreter in dem sechsköpfigen Präsidium: Dabei gilt es als gesetzt, dass sowohl der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber als auch Betriebsrats-Vize Stefan Wolf auf einer Linie mit Osterloh sind.