Immobilienmarkt Vonovia will bei Deutsche Wohnen Mehrheitsaktionär werden

Frankfurt · Der deutsche Immobilienmarkt ist im Umbruch. Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia legt am Dienstag seine Zahlen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres vor. Außerdem macht er klar, dass er beim Konkurrenten Deutsche Wohnen nur als Mehrheitsaktionär einsteigen wird.

Vonovia will bei Deutsche Wohnen nur als Mehrheitsaktionär einsteigen
Foto: dpa, rwe htf lof kno

"Wenn wir nicht 50 Prozent plus eine Aktie - Wandelanleihen eingerechnet - bekommen, wird unser Angebot nichtig", betonte Vonovia-Chef Rolf Buch am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Eine Aufstockung schloss er aus: "Das ist unser bestes und endgültiges Angebot." Damit muss Vonovia bei der geplanten Übernahme zwei Hürden überwinden: Die eigenen Aktionäre müssen ihr auf der Hauptversammlung Ende November mit 75 Prozent zustimmen, danach müssen mindestens die Hälfte der Anteilseigner von Deutsche Wohnen das Bar- und Aktienangebot akzeptieren. Buch zeigte sich zuversichtlich: "Sie machen so eine Offerte nicht, wenn sie sich nicht vergewissert haben, dass einige ihrer Investoren das gut finden."

Fragen und Antworten zum Komplex

Was muss noch alles passieren, bevor Vonovia den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen könnte ?

Mit der Absage der geplanten Fusion zwischen LEG und Deutsche Wohnen wurde bereits ein erstes Hindernis für den von Vonovia-Chef Rolf Buch geplanten Zusammenschluss aus dem Weg geräumt. Am 30. November haben dann zunächst die Vonovia-Aktionäre das Wort, die eine geplante Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme mit einer Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Stimmen bewilligen müssen. Erst dann könnte Buch - voraussichtlich Anfang Dezember - das bereis angekündigte Angebot an die Deutsche-Wohnen-Aktionäre vorlegen, die dann mit einer Annahme der Offerte Anfang des kommenden Jahres einen Schlussstrich ziehen könnten.

Warum wehrt sich die Deutsche Wohnen so vehement gegen die Übernahmepläne ?

Firmenchef Michael Zahn geht davon aus, dass die Deutsche Wohnen weit effektiver aufgestellt ist als der Branchenprimus. Da die mögliche Übernahme zu 70 Prozent mit Vonovia-Aktien bezahlt werden solle, würden die bisherigen Aktionäre der Deutschen Wohnen einem weit höheren Geschäftsrisiko ausgesetzt, meint er. Zudem seien die von Vonovia in Aussicht gestellten Synergien nicht zu erzielen.

Welche Vorteile könnte die Übernahme für Vonovia bringen ?

Klappt der Zusammenschluss, könnte Vonovia mit dann zusammen 510.000 Wohnungen seine Position als Marktführer auf dem deutschen Immobilienmarkt nahezu uneinholbar ausbauen. Erst mit gehörigem Abstand würde dann die LEG als bisherige Nummer drei mit rund 110.000 Wohnungen folgen. Vonovia-Chef Buch verweist dagegen vor allem auf die durch den Zusammenschluss erwarteten Skalen- und Synergieeffekte in Höhe von rund 84 Millionen Euro vor Steuern. Auch die Mieter würden davon profitieren, da das neue Unternehmen mehr Geld in die Erneuerung der Wohnungen investieren könne, meinte der Manager.

Wie schätzt der Mieterbund die mögliche Fusion ein ?

Mieterschützer sehen in einer wachsenden Marktmacht auch Risiken für die Mieter. Vor allem Mieter von preisgünstigen Wohnungen könnten von Erhöhungen betroffen sein, hieß es. Aktuell fehlten in Deutschland rund 800.000 vor allem preisgünstige Wohnungen, meinte Mieterbund-Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Es sei jedoch noch nie das Geschäftsmodell derartiger Gesellschaften gewesen, neu zu bauen. Kaufen sei sehr viel preiswerter.

Welche Rolle spielen große Wohnungsgesellschaften auf dem deutschen Mietwohnungsmarkt ?

Die große Mehrzahl der geschätzten mehr als 20 Millionen Mietwohnungen in Deutschland ist in der Hand von kleinen Privatvermietern. Professionelle Anbieter wie große Wohnungsgesellschaften oder auch Genossenschaften und kommunale Anbieter sind in der Minderheit. Auch mit einem Bestand von mehr als 500.000 Wohnungen wäre für Vonovia noch viel "Luft nach oben". In der Branche herrscht derzeit eine Art Goldgräberstimmung. Vonovia-Chef Buch hat den Immobilienmarkt vor kurzem mit der "Frühzeit der Automobilbranche vor Henry Ford" verglichen.

(felt/REU/dpa)
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