Qualitätsbericht zählt Probleme auf VRR beklagt mangelnde Pünktlichkeit der Bahn

Gelsenkirchen (RPO). Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat erneut die mangelnde Pünktlichkeit der Bahn angeprangert. Laut VRR-Qualitätsbericht, der am Mittwoch in Gelsenkirchen in Ausschnitten vorgestellt wurde, fährt beispielsweise auf der von der DB Regio betriebenen Regional-Express-Linie 2 weniger als jeder zehnte Zug pünktlich.

 Die Bahn will die "unnötige und unverständliche Eskalation seitens des VRR" nicht hinnehmen.

Die Bahn will die "unnötige und unverständliche Eskalation seitens des VRR" nicht hinnehmen.

Foto: ddp, ddp

Auch extreme Wetterlagen sind aus Sicht des VRR-Vorstandssprechers Martin Husmann keine ausreichende Begründung für die häufigen Verspätungen. Die Bahn betonte, dass sich die Verspätungen aber meist in Grenzen hielten.

"Die DB Netz AG steht in der Pflicht, für alle Eisenbahnverkehrsunternehmen ganzjährig befahrbare Schienenwege bereitzustellen", sagte Husmann. Grund für die Verspätungen bei extremen Wetterlagen wie Wintereinbrüchen oder Stürmen sei zudem nicht das Wetter allein, sondern auch die mangelnde Vorbereitung der Verkehrsunternehmen sowie das Sparen an der falschen Stelle. So seien etwa Weichenheizungen ausgebaut worden, oder es gebe kein ausreichendes Personal, um Schienen und Weichen im Notfall schnell von Eis und Schnee befreien zu können.

Die Bahn erklärte, dass es sich bei den beanstandeten Pünktlichkeitswerten auf der Regional-Express-Linie 2 um Verspätungen von weniger als zwei Minuten handele. Die Erfassung dieser Werte unterliege starken Schwankungen und sei daher für eine verlässliche Aussage zur Pünktlichkeit kaum repräsentativ, sagte eine Sprecherin. "Tatsächlich hatten weniger als sechs Prozent der Regionalzüge im VRR-Gebiet eine Verspätung von mehr als fünf Minuten zu verzeichnen", erklärte sie. Eine Toleranz von bis zu fünf Minuten sei okay, sagte der Geschäftsführer der DB Regio NRW, Heinrich Brüggemann.

Mit Blick auf die Probleme im Winter sagte er, künftig solle die Information der Fahrgäste verbessert werden. Dafür werde das Personal in Zügen und an Bahnhöfen verstärkt. Zugleich betonte Brüggemann, dass die Bahn im Vergleich zu Straße und Flugverkehr wenig Probleme mit dem Winterwetter gehabt habe.

VRR-Vorstand glaubt an Verhandlungslösung bis zum Sommer

Im Rechtsstreit um den Schienennahverkehr in NRW glaubt Husmann nach wie vor an eine Verhandlungslösung mit der DB Regio NRW. "Wir sind der Meinung, dass man bis zum Sommer eine Lösung gefunden haben müsste", sagte der VRR-Vorstandssprecher. Ein erstes Gespräch nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) habe es bereits gegeben. Für Freitag (18. Februar) sei ein weiteres Treffen mit Bahn-Vertretern vereinbart worden. Ziel sei es, diesmal einen Vergleich zu finden, der nicht mit Rechtsrisiken behaftet sei.

Der BGH in Karlsruhe hatte in der vergangenen Woche entschieden, dass S-Bahn-Leistungen im Normalfall nicht direkt vergeben werden dürfen, sondern öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Eine Änderungsvereinbarung zwischen dem VRR und der DB Regio NRW, die es der Bahn erlaubte, S-Bahn-Linien im VRR-Gebiet bis 2023 statt bis 2018 zu bedienen, ist damit hinfällig.

Als eine Möglichkeit zur Einigung mit der Bahn nannte Husmann nun die vorzeitige Ausschreibung einzelner S-Bahn-Linien. Dadurch wäre es seiner Ansicht nach möglich, andere Strecken länger laufen zu lassen. Welche Linien gegebenenfalls früher als geplant ausgeschrieben werden könnten, sei aber noch unklar.

Durch die nun unwirksame Änderungsvereinbarung, die unter anderem auch zusätzliche RE- und S-Bahn-Leistungen vorgesehen hatte, entstünden den Fahrgästen voraussichtlich keine Nachteile, sagte Husmann. Aus seiner Sicht ist nicht nur der VRR, sondern auch die DB Regio daran interessiert, die derzeit erbrachten zusätzlichen Leistungen aufrecht zu erhalten. Drohungen, dass der Verkehr eingestellt werde, seien völlig haltlos, zumal die Leistungen auch - anders als teilweise dargestellt - bezahlt würden.

Im vergangenen Jahr zählte der VRR über 1,1 Milliarden Fahrgäste. Gemessen an der Zahl der Fahrten ist er damit eigenen Angaben zufolge nach wie vor der größte Verkehrsverbund in Deutschland. Zum 1. Januar 2012 will der Verbund gemeinsam mit der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) ein einheitliches Tarifsystem anbieten. Angedacht ist dabei auch die Einführung einer fünften Preisstufe.

(DDP/csi)
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