Abgas-Skandal VW: Rückrufaktion ab Januar - Erste Käuferin reicht Klage ein

Frankfurt/Main · Volkswagen wird nach Einschätzung des neuen Chefs Matthias Müller rund ein Jahr brauchen, um alle vom Abgas-Skandal betroffenen Autos weltweit in die Werkstätten zu rufen. "Wenn alles läuft wie geplant, können wir im Januar den Rückruf starten." Unterdessen hat eine Käuferin Klage gegen den Konzern eingereicht.

Matthias Müller – Werkzeugmacher, Informatiker, VW-Chef
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Das sagte Müller der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom Mittwoch. Bis Ende 2016 "sollten dann alle Autos in Ordnung sein".

Für "die meisten Motoren genügt ein Update der Software in der lokalen Werkstatt", zeigte sich Müller sicher. Manche Fahrzeuge könnten allerdings "neue Injektoren und Katalysatoren" brauchen. VW habe dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) bereits technische Lösungsvorschläge vorgestellt, erklärte der Konzern-Chef.

Das KBA hatte VW eine Frist eingeräumt, bis Mittwoch konkrete Maßnahmen und einen genauen Zeitplan vorzulegen, wie und wann die Probleme an den Diesel-Fahrzeugen gelöst werden sollen. Am Mittwochvormittag erklärte das KBA auf Anfrage, VW habe "etwas vorgestellt", die genauen Maßnahmen und ein Zeitplan seien aber noch nicht eingegangen.

An der Manipulation sind nach Ansicht Müllers "nur wenige Mitarbeiter beteiligt" gewesen. Genau werde das Unternehmen dies aber erst wissen, wenn in einigen Wochen die Ergebnisse der internen und externen Untersuchungen vorliegen, sagte Müller der Zeitung weiter. Grund für die Manipulation ist nach Müllers Worten gewesen, dass es "offenbar nicht gelungen" sei, mit dem Dieselmotor die strengen amerikanischen Abgaswerte einzuhalten.

Volkswagen und andere: Die großen Skandale der Auto-Industrie
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Der ehemalige Porsche-Chef ist seit 25. September neuer Volkswagen-Chef. Sein Vorgänger Martin Winterkorn musste gehen, weil bekannt wurde, dass der Konzern bei VW-Dieselfahrzeugen in den USA die Abgastests manipuliert hat. Mit Hilfe einer speziellen Software wurden im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen als im regulären Betrieb tatsächlich ausgestoßen wurden. Die Software ist weltweit in insgesamt bis zu elf Millionen Fahrzeugen des Konzerns verbaut.

Käuferin reicht Klage ein

In Deutschland reichte eine erste Käuferin Schadenersatz-Klage gegen Volkswagen ein, wie ihre Anwälte mitteilten. Die Klägerin habe gezielt ein umweltfreundliches Auto kaufen wollen, die angeblich niedrigen Abgaswerte seien für sie "kaufentscheidend" gewesen, erklärte die Kanzlei Jordan Fuhr Meyer in Bochum.

Die Frau wirft Volkswagen außerdem vor, dass durch die anstehende Nachbesserung Motorleistung, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit sowie weitere wichtige Parameter ihres Fahrzeugs sinken und der Kraftstoffverbrauch steigen werden. Nachbesserungen an dem Fahrzeug reichten "aus juristischer Sicht" nicht aus, erklärte die Kanzlei. Die Weiternutzung "eines nicht schadstoffarmen Kraftfahrzeugs" sei für die Klägerin "unzumutbar". Sie reichte Klage beim Landgericht Braunschweig ein.

Der VW-Aufsichtsrat wollte am Mittwoch die Aufklärung des Skandals weiter vorantreiben und traf sich zu einer Sitzung in Wolfsburg. Als neues Mitglied des Kontrollgremiums bestellte das Amtsgericht Braunschweig auf Antrag des Aufsichtsratspräsidiums den bisherigen Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Er rückte für Julia Kuhn-Piëch in den Aufsichtsrat, die ihr Mandat niedergelegt hatte.

Pötsch soll nach den Plänen des Aufsichtsratspräsidiums zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt werden und Berthold Huber beerben, der als Interimschef eingesprungen war, nachdem Ferdinand Piëch im Frühjahr das Amt niedergelegt hatte. Die Wahl von Pötsch zum Aufsichtsratschef ist nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass Pötsch als langjähriger Finanzvorstand nicht die richtige Personalie für einen Neuanfang bei VW sei.

(AFP)
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