Air Berlin seit Jahren ein Minusgeschäft Warum gibt Hartmut Mehdorn jetzt auf?

Düsseldorf · Hartmut Mehdorn ist nicht mehr Chef von Air Berlin. Mit sofortiger Wirkung übernimmt der Österreicher Wolfgang Prock-Schauer die Geschäfte. Seit Jahren kämpft der Konzern mit tiefroten Zahlen. Mehdorn war nur 15 Monate im Amt. Warum verlässt er jetzt das Unternehmen? Im Netz kursieren bereits Gerüchte.

Das ist Wolfgang Prock-Schauer
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Das ist Wolfgang Prock-Schauer

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Überraschender Führungswechsel an der Spitze der zweitgrößten deutschen Airline: Hartmut Mehdorn verlässt das Cockpit der Air Berlin, neuer Kapitän ist Wolfgang Prock-Schauer. Der ehemalige Bahn-Chef Mehdorn hatte den Posten am 1. September 2011 übernommen.

Nun also Mehdorns Aus nach nur 15 Monaten. In einer ersten Stellungnahme sagte Mehdorn, jetzt sei die richtige Zeit für einen Führungswechsel. Er begrüße die Wahl seines Nachfolgers und nannte ihn "einen anerkannten Airline-Experten mit umfassender internationaler Führungserfahrung."

Experten rätseln über Motiv

Branchenexperten rätseln, warum Mehdorn gleich zu Jahresbeginn den Stuhl räumt. Einige vermuten, dass der Grund in den miesen Unternehmenszahlen zu suchen ist. Vor knapp anderthalb Jahren hatte der Ex-Bahnchef Mehdorn die Leitung von Air Berlin übernommen, um aus der Problem-Airline ein profitablen Konzern zu formen.

Klar ist, dass Mehdorn schnell klar geworden sein dürfte, welch schweres Erbe er angetrat. Unter seinem Vorgänger Joachim Hunold war die Airline rapide gewachsen und hatte Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt.

Rote Zahlen seit Jahren

Seit Jahren aber schreibt das Unternehmen tiefrote Zahlen. Mehdorn leitete einen harten Spar- und Schrumpfkurs ein. Über den Zukauf der kapitalkräftigen Golf-Fluglinie Etihad sollte Air Berlin wieder in den profitablen Bereich fliegen. Mehdorn setzte den Rotstift an: höhere Ticketpreise und die Verkleinerung der Flugzeugflotte.

Auch die immer wieder verzögerte Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafen macht dem Unternehmen zu schaffen. Mehdorn hatte deshalb Schadenersatzklagen angekündigt.

Im Kurznachrichtendienst Twitter werfen die User die Frage auf, ob Mehdorn nun den Posten von Rainer Schwarz übernehme. Der Chef des Krisen-Airports Berlin-Brandenburg steht massiv in der Kritik.

Mehdorn Nachfolger von Schwarz?

Mehdorn als Nachfolger von Schwarz? Die Vorstellung ist möglicherweise nicht ganz abwegig. Nach der erneuten Verschiebung der Eröffnung des künftigen BER-Hauptstadtflughafens kommt das Krisen-Projekt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Am Sonntag wurde bekannt, dass auch der neue Eröffnungstermin am 27. Oktober 2013 nicht gehalten werden könne.

Die CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag forderte daraufhin vehement die Ablösung von Schwarz. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) solle ihn an diesem Montag auffordern, im Aufsichtsrat formell den Antrag auf Entlassung von Schwarz zu stellen, sagte CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski der Nachrichtenagentur dpa.

Eröffnungstermin mehrfach verschoben

Die CDU forderte außerdem, Matthias Platzeck (SPD) müsse als Ministerpräsident und stellvertretender Flughafen-Aufsichtsratschef zurücktreten. Die für den 27. Oktober geplante Inbetriebnahme des neuen Flughafens wird wegen Baumängeln erneut verschoben.

Der Eröffnungstermin wurde bislang dreimal um insgesamt zwei Jahre verschoben. Grund ist die komplexe Brandschutzanlage, die nicht rechtzeitig fertig wurde und bis heute nicht funktioniert. Der neue Flughafen soll die alten Airports in Tegel und Schönefeld ersetzen.

(nbe)
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