WhatsApp-Mitgründer Jan Koum verlässt Facebook

San Francisco · Er will mehr Zeit für seine Hobbys haben: Damit begründet Whatsapp-Mitgründer Jan Koum, warum er Facebook verlassen will. Zu einem angeblichen Streit mit Mark Zuckerberg sagt er nichts.

 Jan Koum (Archiv).

Jan Koum (Archiv).

Foto: ap

Es sei Zeit für ihn, weiterzuziehen, schrieb Jan Koum in einem Facebook-Eintrag am Montag. Facebook-Chef Mark Zuckerberg dankte ihm und versicherte, dass Werte wie Verschlüsselung immer im Kern von WhatsApp bleiben würden. Die "Washington Post" berichtete, Koum streite sich mit dem Management des sozialen Netzes über Versuche von Facebook, persönliche Daten von WhatsApp-Nutzern zu verwenden und die Verschlüsselung der Nachrichten einzuschränken. Koum schrieb nichts dazu.

Er und Mitgründer Brian Acton hatten WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden Dollar (aktuell 18,1 Milliarden Euro) an Facebook verkauft. Sie sicherten sich dabei weitreichende Unabhängigkeit. So blieb WhatsApp werbefrei und die Daten wurden zunächst komplett getrennt. Inzwischen gleichen WhatsApp und Facebook nach Angaben des Unternehmens Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern. Zugleich setzt WhatsApp auf sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der Nachrichten nur für Absender und Empfänger lesbar sind, aber nicht für die Firma selbst.

Widerstand von Datenschützern

Der Dienst hat inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Nutzer weltweit. Doch der Datenschutz-Fokus der WhatsApp-Gründer und deren prinzipielle Ablehnung von Werbung machten es für Facebook schwieriger, Geld mit dem teuer gekauften Dienst zu verdienen. Der "Washington Post" zufolge sperrten sich WhatsApp-Manager dagegen, Daten des Dienstes für übergreifende Nutzerprofile einzusetzen, bei denen auch Informationen von Facebook und der ebenfalls zum Konzern gehörenden Fotoplattform Instagram verknüpft würden.

In Europa waren schon erste Versuche, Informationen von WhatsApp mit Facebook auszutauschen, auf Widerstand von Datenschützern gestoßen. Und die EU-Kommission belegte das Online-Netzwerk vor einem Jahr mit einer Strafe von 110 Millionen Euro. Der Grund war, dass Facebook bei der Freigabe der Übernahme erklärte, es sei technisch nicht möglich, Daten von WhatsApp und des Online-Netzwerks zu verknüpfen - dann aber 2016 den Abgleich der Telefonnummern ankündigte.

Koum will sich eine Auszeit nehmen

Die Geschäftsidee bei WhatsApp war zuletzt die Möglichkeit, Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren zu lassen. Auch hier gab es nach Informationen der "Washington Post" aber Differenzen: Facebook habe die Nutzung des Dienstes für Firmen vereinfachen wollen, nach Ansicht von WhatsApp hätte dies ein Aufweichen der Verschlüsselung erfordert. Am Ende sei Koum der Meinungsverschiedenheiten überdrüssig geworden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Andere WhatsApp-Mitarbeiter wollten im November gehen, wenn ihre Aktienoptionen fällig werden.

Acton verließ WhatsApp bereits im vergangenen Herbst und investierte vor wenigen Monaten 50 Millionen Dollar in eine Stiftung, die Technologie für verschlüsselte Kommunikation entwickeln will. Koum schrieb, er werde sich nun eine Auszeit für Dinge außerhalb der Technologie-Branche nehmen, "zum Beispiel seltene luftgekühlte Porsche-Autos sammeln" sowie an seinen Autos arbeiten und Frisbee spielen. Der WhatsApp-Deal hatte den Einwanderer aus der Ukraine, dessen Familie einst auf Lebensmittel-Hilfen angewiesen war, zum Milliardär gemacht.

(wer)
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