Analyse zum Kauf des Nachrichtendienstes Whatsapp: Megadeal für Facebook — Unmut bei den Usern

New York · Es war der Überraschungsdeal der Nacht: Facebook kauft den Nachrichtendienst Whatsapp – für eine gigantische Summe. Viele Nutzer des Dienstes sind schon jetzt von der Übernahme genervt, auch die Facebook- Aktie gab nach. Dennoch ist der Kauf eine große Chance für das soziale Netzwerk. Eine Analyse.

Es war der Überraschungsdeal der Nacht: Facebook kauft den Nachrichtendienst Whatsapp — für eine gigantische Summe. Viele Nutzer des Dienstes sind schon jetzt von der Übernahme genervt, auch die Facebook- Aktie gab nach. Dennoch ist der Kauf eine große Chance für das soziale Netzwerk. Eine Analyse.

Der Börsenstart von Facebook hatte sich alles andere als ein Kinderspiel herausgestellt. Doch in den vergangenen Monaten ging es auf dem Parkett wieder aufwärts für die Papiere des sozialen Netzwerkes. Das Problem der Werbedarstellung auf Mobilgeräten, die einstige Achillesferse von Facebook, ist gelöst, und auch die Nutzerzahlen sind nach wie vor hoch. Doch immer wieder machten Berichte die Runde, dass Facebook zwar ältere Nutzer hinzugewinnt, bei den Jüngeren aber verliert.

Auch wenn das Unternehmen selbst dies stets von sich wies, so halten sich solche Gerüchte hartknäckig. Und Beispiele wie StudiVZ/SchülerVZ haben gezeigt, dass es ganz schnell vorbei sein kann mit dem großen Hype um ein soziales Netzwerk. Und so muss auch Facebook neue Wege gehen, um sich auf Dauer am hart umkämpften Markt zu behaupten. Mit dem Kauf von Whatsapp nach dem von Instagram dürfte ein weiterer großer Schritt in diese Richtung getan sein.

Die Sache mit den jungen Nutzern

Meilensteine in der Facebook-Geschichte
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Foto: dpa, Jessica Binsch

Denn das einst kleine Unternehmen aus Kalifornien hat innerhalb kürzester Zeit enormen Zulauf verzeichnet. Gefühlt nutzten auch Facebook-Nutzer vermehrt den Dienst statt der Messanger-Funktion des sozialen Netzwerkes. Und so schwärmt auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg mehr als überschwänglich über den Erfolg des Nachrichtendienstes. Whatsapp habe in nur fünf Jahren mehr als 450 Millionen Nutzer gewonnen, und jeden Tag kämen rund eine Million dazu, so Zuckerberg auf seiner Homepage. "So etwas hat zuvor noch niemand anderes in der Weltgeschichte geschafft." Und: Whatsapp sei auf dem Weg, eine Milliarde Nutzer zu erreichen. "Dienste, die diesen Meilenstein schaffen, sind alle unglaublich wertvoll."

Schließlich sind es Nutzer, die Facebook möglicherweise verloren gehen könnten, insbesondere eben in der jüngeren Zielgruppe. Und so sagt auch die Analystin Debra Aho Williamson vom Dienstleister eMarketer, Facebook scheine verstanden zu haben, dass die Leute eine Menge an verschiedenen Apps zur Kommunikation benutzen. "Um ein Publikum zu erreichen, vor allem ein jüngeres, muss es eine breite Strategie haben...und nicht alles auf eine Karte zu setzen", fügt Williamson hinzu.

Genau das tut Facebook nun auch, wenn auch für eine enorme Summe (19 Milliarden Dollar), die manchen am Parkett wohl verwundert haben dürfte. Das zeigt sich auch an der Aktie, die im nachbörslichen Handel fiel. Und auch am Donnerstagmorgen stieg sie nicht wieder auf ihr altes Hoch. "Die Kaufsumme ist schon erstaunlich", sagt auch Brian Blau vom Forschungsinstitut Gartner. Spiegel Online zitiert zudem einen Google-Manager, der kommentiert: "Die haben wohl ein Komma nach der Eins vergessen." Und ein führender Yahoo-Ingenieur sagt: "Das ist doch durchgeknallt."

Die Angst vor der Datenkrake

Auch viele Internetnutzer sind alles andere als begeistert. Denn Facebook wird immer wieder als Datenkrake bezeichnet, die alles von ihren Nutzern wissen will und auch die Werbung an die Gewohnheiten ihrer User anpasst. Whatsapp hatte bislang immer wieder beteuert, dass man die Daten der Nutzer nicht auswerten wolle. Doch mit dem Kauf durch Facebook haben viele im Netz Bedenken, dass sich das in Zukunft ändern wird — auch wenn sowohl Facebook als auch Whatsapp betonen, dass sich für die Nutzer des Nachrichtendienstes nichts ändern wird.

Dennoch: Viele User zeigten sich am Morgen in den sozialen Netzwerken gewillt, zu Alternativen zu Whatsapp zu wechseln. "Facebook frisst einfach alles. Mal hoffen das jetzt Whatsapp nicht mit Facebook verbunden wird und das die Werbung fern bleibt. Allerdings hab ich da so meine Zweifel...", schreibt etwa einer unserer Facebook-User. "Das war ja klar .... FB hat halt das User-Monopol und will auch nicht das irgend eine kleine Firma ihm das Monopol klaut. Deswegen lieber Schlucken als Verschluckt zu werden", schreibt ein anderer.

Thema Nummer eins bei Twitter

Und auch bei Twitter wurde am Morgen intensivst diskutiert. Whatsapp war Thema Nummer eins. "Jetzt braucht #Facebook wenigstens nicht mehr nach unserer Telefonnr. zu fragen", bemerkte etwa ein Twitterer. Ein anderer schreibt: "Was mich bei #WhatsApp-Deal nervt: Es ist wie bei Monopoly. Am Ende gehören alle Felder einem Spieler."

Ob es nun aber tatsächlich dazu kommt, dass viele User Whatsapp löschen, dürfte durchaus fraglich sein. Denn auch wenn sich viele seit Jahren über Facebook echauffieren, so sind die meisten doch bei dem sozialen Netzwerk geblieben — weil eben auch die Freunde dort sind. Ähnlich könnte es sich auch bei Whatsapp verhalten. Und so bemerkt auch ein Twitter-User:" Nur weil #Facebook #Whatsapp kauft, wird es keine Massenabwanderung zu einem anderen Messenger geben."

mit Agenturmaterial

(das)
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