Steuerhinterzieher-CD Wie ein Steuerfahnder arbeitet

Düsseldorf (RP). Nach dem Auftauchen der Steuerhinterzieher-CD aus der Schweiz steht wieder das Finanzamt Wuppertal im Fokus: Die 80 Fahnder und ihr Behördenleiter gelten als besonders gewieft

Wie geht das mit der Selbstanzeige?
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Foto: AP

Peter B. legt Wert auf höchste Diskretion. Er will auf keinen Fall, dass sein voller Name in der Öffentlichkeit bekannt wird. Für den 60-jährigen Behördenleiter ist die mühsam erhaltene Anonymität eine Art Lebensversicherung: Steuerfahnder leben mitunter gefährlich. "Morddrohungen gibt es immer wieder", berichtet Hartmut Hillmer, ein pensionierter Fachkollege von Peter B. aus der Hamburger Finanzverwaltung.

In Fachkreisen gilt Peter B. längst als Legende: Er leitet die Steuerfahndung Wuppertal — jene Behörde, die nach dem Auftauchen der ersten Steuersünder-CD aus Liechtenstein 2007 ihre Jagd auf mehrere hundert vermögende deutsche Steuerhinterzieher gestartet hatte.

Unfreiwillig stehen Peter B. und seine 80 Fahnder jetzt erneut im Zentrum des Interesses: Wieder wandte sich ein Informant mit brisanten Daten von 1500 Deutschen, die Konten in der Schweiz haben, zuerst an die Wuppertaler Beamten. B., über den nur bekannt ist, dass er für seinen Beruf lebt, über ungeheures Fachwissen verfügt und vor heiklen Fällen nicht zurückschreckt, soll sich vor einigen Tagen mit diesem Informanten getroffen haben.

Der Behördenleiter ist sicher, dass die Daten, die aus einer Schweizer Großbank entwendet wurden, für den Fiskus wertvoll sind. Der Informant gab den Wuppertalern Namen und Kontendaten von fünf Bürgern aus Nordrhein-Westfalen — alle erwiesen sich nach der Überprüfung als Treffer. In jedem Einzelfall wurde über eine Million Euro hinterzogen.

B. kann sich auf gut ausgebildete Leute verlassen. Seine Steuerfahnder haben Abitur, sie haben an einer Fachhochschule für Finanzen drei Jahre lang studiert und diese als Diplom-Finanzwirt abgeschlossen. Wer sich als Finanzbeamter in die Steuerfahndung versetzen lässt, bekommt zudem eine Reihe von Zusatzausbildungen, etwa im Bilanzrecht.

"Der Beruf Steuerfahnder ist beliebt, weil er interessanter ist als der übliche Innendienst in der Verwaltung", sagt Marc Kleischmann von der Steuergewerkschaft Nordrhein-Westfalen. Gerade jüngere Kollegen würden sich bei den Steuerfahndern bewerben, obwohl dies kein höheres Einkommen verspreche: Auch in der höchsten Besoldungsstufe A 13 seien am Karriereende netto nicht mehr als 3000 Euro im Monat drin, meint Kleischmann.

Verglichen mit anderen Flächenländern sei NRW "personell ganz gut gerüstet". 632 der bundesweit etwa 3000 Fahnder arbeiten hier. Wohl auch deshalb sei gerade die nordrhein-westfälische Finanzverwaltung für Informanten aus dem Ausland beliebte Anlaufstation. Trotzdem fehle auch in NRW noch Personal, klagt die Steuer-Gewerkschaft, die Vertretung der Finanzbeamten. Jeder zusätzliche Steuerfahnder bringe dem Staat im Durchschnitt pro Jahr Mehreinnahmen von einer Million Euro, er selbst koste den Fiskus aber nur etwa 50.000 bis 60.000 Euro im Jahr.

Bis Peter B. wieder aktiv werden kann, werden wohl noch Wochen vergehen. Denn noch hat NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) kein grünes Licht für den Ankauf der Steuer-CD gegeben, für die der Informant 2,5 Millionen Euro haben will. Hat Linssen letzte rechtliche Fragen geklärt — seine Sprecherin deutet an, noch in dieser Woche werde es so weit sein — müssten sich die Wuppertaler Beamten die Steuerakten der Bürger besorgen, die auf der CD aufgelistet sind.

Auch das kann Wochen dauern. Für eine Selbstanzeige bleibt also noch etwas Zeit. Doch klar ist: Nur die kann Betroffene vor der Legende Peter B. wirklich schützen.

(RP)
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