Bank ist mächtigste Firma der Welt Wie Goldman Sachs zur "Krake" wurde

(RP). Als die NRW-Regierung vor gut einem Jahr ihre Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) an einen Ableger von Goldman Sachs verkaufte, war das den Mietern der rund 100.000 Wohnungen nicht geheuer. Ihr Unbehagen gegen die weltweite Ikone des Turbokapitalismus teilen sie mit den Spitzenpolitikern in der EU.

 Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

Foto: AP, AP

Wie der griechische Finanzminister Giorgos Papaconstantinou gestern bestätigte, soll Goldman den Griechen bereits vor der Einführung des Euro bei der Bezahlung von Schulden geholfen haben. Offenbar hat das Land nur so die Defizitkriterien erfüllt und trotzdem weiter Geld ausgeben können. Im Gegenzug soll Griechenland der Bank Lotterie- und Flughafenerlöse abgetreten haben.

Noch sind die Befürchtungen der LEG-Mieter nicht wahr geworden. Auch der Vorwurf der Beihilfe zur Manipulation von Staatsbilanzen ist noch nicht bewiesen. Aber er gießt Öl auf die Mühlen all jener, denen Goldman ein Dorn im Auge ist.

Viele Verschwörungstheorien umwabern das Geldhaus. Denn Goldman Sachs ist die mächtigste Firma der Welt. Sie verwaltet über eine Billion Dollar — also das dreifache des deutschen Bundeshaushaltes. Zusätzlich verfügt sie über Barreserven von 165 Milliarden Dollar und zahlt ihren Managern — mitten in der Finanzkrise — schon wieder Boni in dreistelliger Millionenhöhe. Woher kommt das viele Geld?

So gut wie Goldman Sachs kennt keiner die Eingeweide der weltweiten Großindustrie. Deshalb ist Goldman in den USA auch eine Drehtür in die Regierung: In Serie tauchen die Manager nach ihrer Goldman-Karriere auf US-Ministersesseln wieder auf — auch der umgekehrte Weg ist üblich.

Und so fürchten die Kritiker mehr noch als die Milliarden-Deals das unermessliche Wissen der Goldmänner, die ihre Informationen oft besser nutzen, als ihren eigenen Kunden lieb ist. Beispiel MTU: Zur Zeit des Verkaufs des Großmotorenherstellers aus Friedrichshafen berät Goldman eigentlich den Mischkonzern MAN. Als klar wird, dass der nicht zum Zuge kommt, berät Goldman plötzlich den Finanzinvestor EQT — der die Auktion prompt gewinnt.

Goldman streicht die Provision ein. Dann bringt EQT den Maschinenbauer unter dem neuen Namen Tognum auf Rat von Goldman an die Börse. Goldman darf den Börsengang zusammen mit der Deutschen Bank organisieren — und verdient zum dritten Mal.

Als Vodafone zur Jahrtausendwende den Düsseldorfer Rivalen Mannesmann aufkauft, hieß der Berater Goldman Sachs. Als Daimler mit Chrysler fusionierte, ebenfalls. Für Siemens verkaufte Goldman den Autozulieferer VDO an Continental. Und auch den Börsengang der Deutschen Telekom begleiteten die einflussreichen Investmentbanker.

Auch KarstadtQuelle erkaufte sich für teures Geld den Rat der Amerikaner, als der Konzern in Schieflage geriet. Deren Tipp: die Warenhaus-Immobilien verkaufen. Einen Käufer hatte Goldman zufällig auch schon parat: sich selbst.

(RP)
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