Warum die Bank of America ein Opfer sein könnte Wikileaks und der Sumpf der US-Geldhäuser

Washington (RPO). Wer ist die US-Großbank, die Wilileaks-Gründer Julian Assange mit seinen geheimnisvollen Andeutungen gemeint hat? Anleger befürchtetn, es könnte die Bank of America sein, was sofort zu Kursverlusten führte. Und tatsächlich spricht einiges für diese These.

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Foto: AP

In einem Interview hatte Assange angekündigt, dass Wikileaks Anfang des nächsten Jahres neue Enthüllungen über eine amerikanische Großbank plant. Und diese könnten "eine oder zwei Banken in die Tiefe reißen". Auch könnten dadurch Ermittlungen und Reformen im Bankensektor angestoßen werden.

Kaum gesagt, gingen die Spekulationen schon los. Und der Markt reagierte sofort: Die Aktien der Bank of America, des kapitalstärksten Bankinstituts der Welt, verloren am Dienstag mehr als drei Prozent, konnten sich aber am Mittwoch ein wenig erholen.

Dass es gerade die Bank of America treffen soll, wird von den Anlegern mit einem anderen Interview von Assange in Verbindung gebracht. Im Oktober des vergangenen Jahres hatte er verkündet, in Besitz einer Festplatte eines Managers sein. Die Bank selbst erklärte, dass es keinen Beweis dafür gebe, dass sie diejenige ist, die von den Enthüllungen betroffen sein wird.

Doch gibt es tatsächlich Dinge, die das Geldinstituts ins Straucheln bringen könnten. Das wird man natürlich erst wissen, wenn Wikileaks seine Ankündigungen wahr macht. Andererseits war es gerade die Bank of America, die im Verlauf der Finanzkrise immer wieder mit Negativschlagzeilen auffiel.

Buchungsfehler zugegeben

Da waren zunächst einige Buchungsfehler, die die Bank im Sommer dieses Jahres einräumte. Demnach waren mehrere Geschäfte in den Jahren 2007 bis 2009 falsch verbucht worden. Die größte wurde auf Ende September 2009 datiert. Dabei ging es um 10,7 Milliarden Euro. Die Bank hatte dabei kurzfristige Kredite und sogenannte Repo-Geschäfte als Einnahmen ausgewiesen. Dadurch wurde die Schuldenlast des Instituts verringert.

Zwar hatte ein Konzernsprecher damals erklärt, dass habe kaum Auswirkungen auf den Gewinn gehabt. Doch ein Geschmäckle blieb. Denn auch Lehman Brothers soll vor ihrer Pleite Bilanzen geschönt haben.

Viel brisanter allerdings war die Übernahme der US-Investmentbank Merrill Lynch durch das Bankhaus. Denn die hatte sogar gerichtliche Auswirkungen. Die Bank war infolge der Übernahme von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC verklagt worden, weil sie angeblich Investoren im Zuge der Übernahme getäuscht haben soll.

Doch die Bank of America kam mit einem blauen Auge davon, denn im Februar hatten sich beide Seiten auf einen Vergleich geeinigt. Was damals also wirklich geschah, konnte nicht endgültig geklärt werden. Und genau da wäre ein Ansatz zu vermuten, an dem Wikileaks mit seinen Enthüllungen anknüpfen könnte.

Die Übernahme von Merrill Lynch

Denn nicht von Täuschungen der Anleger war in diesem Zusammenhang vor anderthalb Jahren die Rede, sondern auch von gegenseitigen Drohungen. So hatte etwa der "Spiegel" im April 2009 geschrieben. Demnach hatte die US-Staatsanwaltschaft die politischen Hintergründe der Übernahme ergründet. Und auf politische Zusammenhänge legt ja auch Wikileaks-Gründer Assange gern Wert, um der US-Regierung Schaden zuzufügen.

Konkret ging es laut dem New Yorker Generalstaatsanwalt darum, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke und der Ex-Finanzminister Henry Paulson Bankenchef Kenneth Lewis unter Druck gesetzt haben sollen, die Übernahme von Merrill Lynch nicht platzen zu lassen, damit er seinen Job nicht verliere.

Auf der anderen Seite hieß es aber auch, Lewis selbst habe die Regierung unter Druck gesetzt. Er soll gedroht haben, die Übernahme platzen zu lassen, wenn die Bank keine Staatshilfen erhalte. Die bekam sie schließlich tatsächlich - in Höhe von 20 Milliarden Dollar (die übrigens schon zurückgezahlt worden sind).

Lewis selbst musste sich sogar vor Gericht wegen Betruges verantworten, weil er die Aktionäre bewusst über die Verluste getäuscht haben soll, die bei der Übernahme entstanden. Alles also genug Stoff, die eine mögliche Enthüllung durch Wikileaks vermuten lassen.

Goldman Sachs - der zweite Kandidat

Es gibt aber auch einen zweiten Kandidaten, dessen Aktienwerte kurzzeitig absackten. Das war Goldman Sachs. Denn Assange hatte die US-Investmentbank sogar namentlich erwähnt, als es um die neuen Enthüllungen ging. Allerdings hatte ernicht bestätigt, dass diese Goldman Sachs betreffen würden.

Auch Goldman Sachs hatte mit der Finanzkrise mehr als genug zu tun. So war der Chef des Instituts, Lloyd Blankfein etwa wegen Betruges angeklagt worden, auch hier war die Börsenaufsicht tätig geworden. Die Bank soll Kunden bei Finanzgeschäften wesentliche Informationen vorenthalten haben.

Blankfein selbst jedenfalls gab sich im Mai dieses Jahres ein wenig reumütig und räumte eine Mitschuld der Bank an der Finanzkrise ein. Sie habe Geld an Verbraucher, Regierungen oder Kommunen verliehen, was wiederum zur Überschuldung und zur Vergrößerung der Spekulationsblase am Immobilienmarkt beigetragen habe.

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