SPD-Chef Gabriel mischt sich bei Eon ein "Wir sprechen nicht von einem Sanierungsfall"

Düsseldorf (RPO). Nach der Ankündigung eines massiven Stellenabbaus bei Eon will die SPD den Betriebsrat im Kampf gegen betriebsbedingte Kündigungen unterstützen. Das sagten der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider und Bundesparteichef Sigmar Gabriel am Freitag nach einem Treffen mit den Arbeitnehmervertretern in der Düsseldorfer Zentrale des größten deutschen Energiekonzerns. Schneider zeigte sich optimistisch.

Gabriel besucht Eon-Betriebsversammlung
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Der SPD-Chef sagte: "Das wäre ein absoluter Tabubruch, wenn ein Unternehmen von der Größe Eons betriebsbedingte Kündigungen aussprechen würde." In einem der größten Energiekonzerne der Welt mit über 80.000 Beschäftigten könne eine Veränderung im Unternehmen nicht zu betriebsbedingten Kündigungen führen.

Gabriel stellte aber klar: "Bei aller Kritik an dem, was jetzt passiert: Wir sprechen hier nicht von einem Sanierungsfall." Das Eon-Management habe aber Fehler gemacht, und Fehlinvestitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro hätten "einen Teil des Geldes aufgefressen", das benötigt werde, um in neue Geschäftsfelder zu investieren.

Er warf der Konzernspitze vor, nicht ausreichend Geld in erneuerbare Energien gesteckt zu haben. Allerdings hätten CDU, CSU und FDP das Unternehmen mit einer Laufzeitverlängerung geködert und durch ihre Wende in der Atompolitik "in die Falle laufen lassen". Deshalb nannte Gabriel die Kritik des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) an den geplanten Stellenstreichungen eine "ziemliche Unverfrorenheit".

Bundesregierung und Länder sollten mit den großen Energiekonzernen über die Zukunft der Energiepolitik reden, etwa über die Schließung und Abwicklung von Atomkraftwerken. Gabriel forderte "bezahlbare Energie für die deutsche Industrie".

Gewerkschaft will Lösung am Verhandlungstisch herbeiführen

Schneider zeigte Verständnis für die Notwendigkeit von Umstrukturierungen im Unternehmen. Es werde jedoch darauf ankommen, wie man das anpacke, sagte er. Aus Gesprächen mit dem Vorstand sei deutlich geworden, "dass alles im Fluss ist". Zahlen und Standorte seien noch nicht festgelegt.

Er erwartet einen offenen Diskurs im Interesse des Unternehmens und der Beschäftigten. Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer kritisierte, der Dialog zwischen Vorstand und Betriebsrat laufe derzeit nur über die Medien ab. Schneider sei "guten Mutes", dass die Probleme bei dem Energiekonzern überwunden werden können, sagte Schneider am Freitagabend im WDR.

Verdi-Vorstandsmitglied Erhard Ott, der auch im Eon-Aufsichtsrat sitzt, warnte im WDR vor einer "Kahlschlagpolitik". Die angekündigten Entlassungen von bis zu 11.000 Mitarbeitern seien der "falsche Weg". Nach seinen Angaben besteht für einen Großteil der Mitarbeiter ein Kündigungsschutz bis 2012 - davon ausgenommen seien jedoch die Eon-Tochter Ruhrgas in Essen und die Eon-Zentrale in Düsseldorf.

Nach dem Treffen in Düsseldorf sagte er, man werde versuchen, am Verhandlungstisch eine Lösung zu finden. Eine direkte Streikdrohung sprach er nicht aus. Er äußerte lediglich die Befürchtung, "dass das sehr konfliktträchtig wird". Um die "große Keule zu schwingen", sei es noch zu früh. "Aber wir bereiten uns darauf vor. Das muss auch jeder wissen."

Stellenabbau betrifft auch Düsseldorf

"Der Vorstand hat gegenüber Konzernbetriebsräten und Gewerkschaftsvertretern angekündigt, dass auch Größe und Aufstellung der Konzernleitung angepasst wird. Damit trifft der Stellenabbau auch Düsseldorf", sagte Hans Prüfer, Chef des Konzernbetriebsrates, am Mittwoch unserer Redaktion.

(RTR/ila)
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