Erfolg für Marissa Mayer Yahoo überholt Google

Wachablösung in Amerika: Erstmals seit 2011 verzeichnet der Internet-Pionier Yahoo mehr Besucher als der Suchmaschinen-Gigant Google. Für Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist das ein Triumph. Seit ihrem Wechsel hat die frühere Google-Managerin den Dino Yahoo mit großem Mut fit getrimmt und dabei auch Konflikte nicht gescheut.

Marissa Ann Mayer soll Yahoo retten
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Marissa Ann Mayer soll Yahoo retten

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Wachablösung in Amerika: Erstmals seit 2011 verzeichnet der Internet-Pionier Yahoo mehr Besucher als der Suchmaschinen-Gigant Google. Für Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist das ein Triumph. Seit ihrem Wechsel hat die frühere Google-Managerin den Dino Yahoo mit großem Mut fit getrimmt und dabei auch Konflikte nicht gescheut.

Großer und vor allem prestigeträchtiger Erfolg für Yahoo. Der Internet-Dino ist in Amerika wieder die Nummer eins. Nach einem Bericht des Analysedienstes Comscore besuchten im Juli über 196 Millionen Besucher auf die Internetseite. Das brachte dem Internet-Pionier den Spitzenplatz in der Comscore-Liste der 50 meistbesuchten US-Webangebote ein. Google lag mit 192 Millionen Besuchern auf Platz zwei, danach folgten Microsoft, Facebook und AOL. Die Zahlen des jüngst eingekauften Blog-Angebots TumblR (38 Millionen Besucher) sind dabei noch nicht mal mit eingerechnet.

Comscore lieferte keine Begründung für den jetzigen Vorstoß von Yahoo an die Spitze. Ausgehend davon, wie nah beieinander Yahoo und Google in den vergangenen Monaten lagen, könne es sich einfach um normale Schwankungen handeln, hieß es in einer Stellungnahme für das Blog "Marketingland".

Die New York Times beschrieb sie als "Stalin des Silicon Valley"

Doch allen Schwankungen zum Trotz sind die Zahlen für Yahoo-Chefin Marissa Mayer zweifellos ein großer Erfolg. Erst vor einem Jahr wechselte sie von Google zu dem dauerkriselnden Internet-Pionier. Seitdem hat sie in schöner Regelmäßigkeit für Wirbel gesorgt. "Yahoo ist das größte Start-up der Welt", teilte sie den staunenden Aktionären mit und ließ ihrem Unternehmergeist Taten folgen.

Mayer ließ nach ihrem Amtsantritt erst einmal Köpfe rollen und tauschte die halbe Führungsmannschaft aus. Nicht zuletzt deswegen verpasste ihr die New York Time die wenig schmeichelhafte Bezeichnung "Stalin des Silicon Valley." Das Personal auf den unteren Ebenen brachte sie auch gegen sich auf, indem sie es vom Home-Office zurück ins Firmengebäude zitierte.

Sie ist das neue Yahoo-Gesicht

Dabei ging sie freilich mit gutem Beispiel voran. Nur zwei Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Macallister saß sie schon wieder im Büro, den Nachwuchs in einer eigens eingerichteten Spielecke. In den USA löste ihr Verhalten vor allem bei Frauen eine hitzige Debatte über die Pflichten und Freiheiten Müttern aus.

Mayer hat das anscheinend alles locker weggesteckt. Nach außen versprüht sie Charisma und Glamour. Aktionäre feiern sie. Seit ihrem Amtsantritt ist der Kurs um 76 Prozent gestiegen, im vergangenen Quartal steigerte sie den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent.

Mitten im Umbruch

Welche Dynamik sie dem Unternehmen verliehen hat, offenbart insbesondere ein Blick auf die Jahre zuvor, in denen Yahoo im Wettbewerb mit Google und Facebook als abgehalftert-depressiver Verlierer dastand. Doch nach innen griff die als Datenfetischistin verschrieene Managerin energisch durch. Ihr Plan, dem demoralisierten Team durch klare Vorstellungen neues Leben einzuhauchen, trägt offensichtlich Früchte.

Dabei befindet sich Yahoo mitten im Umbruch. Auf dem Zukunftsmarkt der mobilen Endgeräte muss der Konzern verlorenes Terrain zurückgewinnen. Mit dazu beitragen sollen die Zukäufe TumblR, Flickr und die auf Foto-Apps spezialisierte Firma Ghostbird. Ab September soll der Wandel dann auch optisch erkennbar sein. Das Ausrufezeichen und die violette Farbe bleiben, ansonsten werden sich die Nutzer von Yahoo an ein neues Logo gewöhnen müssen.

Statistik mit Tücken

Dass Internetnutzer beim Suchen im Web bald einmal vom "Yahooen" statt "Googeln" sprechen werden, bleibt aber wohl Zukunftsmusik mit phantastischem Anstrich. So berechnet die Statistik von Comscore nicht allein die Besucherzahlen der Suchmaschinen, sondern berücksichtigt auch die weiteren Angebote der Unternehmen. In den USA kommt dabei für Yahoo vor allem die starke Vergangenheit zum Tragen: Viele nutzen dort den E-Mail-Dienst von Yahoo, der weltweit mehr als 300 Millionen Nutzer zählt. Reduziert man die Auswertung allein auf die Suchmaschinen hat Google nach wie vor eine Monopolstellung.

In Deutschland wird man erst recht weiterhin vom "Googeln" sprechen. Der Anteil von Yahoo bei der Suchmaschinennutzung beträgt bei uns gerade einmal ein Prozent.

(pst)
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