Düsseldorf US-Nachfrage hält Super-Preis hoch

Düsseldorf · So groß wie fast noch nie ist der Preisunterschied zwischen Diesel und Super. Denn die gute Konjunktur heizt die Fahrlust der Amerikaner an, die aus Europa Super importieren. Das macht Diesel-Wagen für Deutsche lohnender.

Seltsame Welt: Der Ölpreis lag am Freitag mit rund 49 US-Dollar für ein Fass des schwarzen Goldes so niedrig wie fast nie seit Jahren abgesehen von einem kurzen Tief im Januar. Aber die Autofahrer merken davon nur teilweise etwas: Diesel kostete in den ersten Augusttagen im Schnitt nur rund 116,4 Euro und war damit deutlich günstiger als meist in den vergangenen fünf Jahren. Aber von Discountpreisen kann bei Super E10 keine Rede sein: Der Liter kostete im Schnitt 1,45 Euro, berechnete der ADAC - 28,4 Cent mehr als Diesel, teurer als oft in den Vorjahren.

Damit liegt die Preisdifferenz zwischen den beiden Kraftstoffarten so hoch wie seit Jahren nicht mehr in der Statistik des ADAC. Und es zeigt sich folgender Trend: Diesel sowie Heizöl werden tatsächlich günstiger, weil Öl billiger ist. Dessen Preis sinkt vor allem, weil Saudi-Arabien pumpt, was das Zeug hält, weil die Welt die Rückkehr des Iran als wichtigen Lieferanten erwartet und weil amerikanische Ölförderer mit der neuen "Fracking"-Technologie völlig neue Kapazitäten erschließen.

Dabei ist es fast schon ein Zufall, dass die Notierung für Diesel nicht unter einen Euro gefallen ist: Weil der Dollar seit einem Jahr um 25 Prozent gegenüber dem schwachen Euro aufwertete, macht dies für uns Europäer das Rohöl entsprechend teurer - also profitieren wir nur teilweise davon, dass Öl gerechnet in US-Dollar halb so billig ist wie vor einem Jahr. Wäre der Euro dagegen so wertvoll wie vor einem Jahr, müssten die Tankstellen auf Dieselpreise unter einem Euro umrüsten.

Die Amerikaner begeistern sich dagegen an den niedrigsten Spritpreisen seit Jahren. Und weil ihre Wagen weit öfter als in Europa mit Super fahren, importieren sie Nachschub aus Europa. "Laufend schiffen große Tanker von Europa aus Super nach Amerika", berichtet Heino Elfert, Herausgeber des Erdölinformationsdienstes EID in Hamburg, "das treibt die Notierungen hierzulande hoch." Gleichzeitig müssen aber die unter Hochdruck arbeitenden Raffinierien immer mehr Diesel in den Markt drücken, weil sie pro Liter produziertem Super eine Mindestmenge an Diesel ausstoßen müssen. "Das Mischverhältnis lässt sich nicht einfach verändern", sagt Elfert, "also führt der hohe Bedarf an Super für die USA zum Überangebot an Diesel hier."

Je günstiger Diesel gegenüber Super wird, umso mehr verändern sich aber auch die Präferenzen der Autokäufer. "Der billige Diesel beschleunigt den Boom bei sportlichen Geländerwagen, also den sogenannten SUV", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Duisburger Zentrums für Automobilforschung (CAR). "Denn weil Diesel günstig ist, stört es die Käufer weniger, dass die Wagen sehr viel Sprit brauchen."

Eine aktuelle Berechnung des ADAC für hunderte Autos bestätigt, wie Diesel-Wagen beim Vergleich der kompletten Betriebskosten gegenüber Benzinern aufholen. Diesel-Wagen sind zwar beim Kauf meist etwas teurer, ihre Kfz-Steuer ist höher und oft sind Ölwechsel und Inspektionen häufiger nötig.

Als Ergebnis lohnen sich Diesel-Wagen besonders bei hohen Fahrleistungen. Beispiel: So kostet ein Fahrkilometer bei einem VW-Golf Comfortline mit 110 KW Leistung 64,4 Cent, wenn 10 000 Kilometer mit Benzinmotor gefahren werden. Mit dem Diesel sind 66,2 Cent pro Kilometer fällig. Wird der Wagen 30 000 KM im Jahr bewegt, kostet der Kilometer mit Diesel 31 Cent, mit Benzinmotor 32,5 Cent.

(RP)
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