Washington US-Notenbänkerin rät zu Vorsicht bei Zinserhöhung

Washington · Womöglich verschiebt die US-Notenbank die Zinsanhebung noch einmal - trotz der guten Konjunkturaussichten.

Kurswechsel in der amerikanischen Zinspolitik? Die US-Notenbankerin Esther George rät wegen der Wirtschaftsabkühlung in China und den jüngsten Finanzmarkt-Turbulenzen bei einer Anhebung der Zinsen zu Vorsicht. "Nach dem, was wir zuletzt gesehen haben, denke ich, dass wir schlichtweg abwarten und schauen müssen", sagte die Präsidentin des Fed-Ablegers in Kansas City dem Sender Fox Business Network.

George hatte sich zuletzt noch für eine rasche Zinswende ausgesprochen. Die Währungshüterin, die erst im kommenden Jahr wieder in dem für die Fed-Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss stimmberechtigt ist, wollte allerdings auch noch nicht ausschließen, dass sie im September einen Zinsschritt unterstützt. "Ich möchte nicht auf kurzfristige Daten hin überreagieren", sagte sie. Solche Daten könnten sich möglicherweise auf lange Sicht als nicht wichtig für eine derartige Entscheidung herausstellen. Zuletzt hatten Fachleute wegen der heftigen Börsen-Turbulenzen in China die Frage aufgeworfen, ob die Fed überhaupt zügig die Zinswende einläuten könne. Diese im nächsten Monat zu starten, "scheint für mich weniger zwingend zu sein als noch vor ein paar Wochen," sagte etwa der Präsident der Fed von New York, William Dudley.

Der Offenmarktausschuss der Fed tagt das nächste Mal am 16. und 17. September. Dann wird zumindest ein Fingerzeig erwartet. Fed-Chefin Janet Yellen hatte zu einem früheren Zeitpunkt angekündigt, die Zinswende in diesem Jahr zu starten - der genaue Zeitpunkt steht aber bislang nicht fest. Die Frage wird Yellen auch in Jackson Hole nicht beantworten müssen, weil sie in diesem Jahr nicht an der traditionsreiche Konferenz der Notenbanker in den Rocky Mountains teilnimmt.

Seit Ende 2008 liegen die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten auf einem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent. Und womöglich wartet die Notenbank noch einmal ab - trotz der guten Aussichten für die amerikanischen Konjunktur. Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr stärker gewachsen als bisher angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um etwa 3,7 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Handelsministerium in einer zweiten Schätzung mitteilte. "Die Zahlen machen deutlich, dass das Wachstumsszenario in den USA intakt ist", sagte Ralf Umlauf, Analyst bei der Frankfurter Landesbank Helaba. Experten hatten nur einen Anstieg von 3,2 Prozent erwartet. Bisher war lediglich ein Plus von 2,3 Prozent gemeldet worden.

Der Konsum, der mehr als zwei Drittel der US-amerikanischen Wirtschaft ausmacht, stieg mit 3,1 Prozent stärker als zunächst angenommen. Für Impulse sorgten auch die Investitionen der Unternehmen, die um rund 3,2 Prozent zulegten, und der Außenhandel, da die Exporte stärker anzogen als die Importe.

(rtr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort