Verdi-Bundeskongress Dämpfer für Bsirske - nur 88,5 Prozent stimmen für Wiederwahl

Leipzig · Der Bundeskongress in Leipzig hat Verdi-Chef Frank Bsirske mit 88,5 Prozent für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Der 63-Jährige hatte keinen Gegenkandidaten. 2007 war Bsirske noch auf ein Ergebnis von 94,7 Prozent gekommen.

 Verdi-Chef Frank Bsirske stellt sich der Kritik der Verdi-Mitglieder.

Verdi-Chef Frank Bsirske stellt sich der Kritik der Verdi-Mitglieder.

Foto: dpa, woi pzi

Vor der Wahl hatte er sich einige extrem kritische Fragen der Delegierten zu seiner zurückliegenden Arbeit und seinem Alter am Ende der Amtszeit — er wäre 67 - gefallen lassen müssen. Insbesondere einige tarifpolitische Rückschläge der vergangenen Monate stießen so manchem Verdi-Mitglied bitter auf. Eine Vertreterin forderte, Verdi müsse Tarifergebnisse erzielen, die auf den ersten Blick als Erfolge wahrgenommen würden — eine Spitze gegen den gescheiterten Versuch, Ausgründungen bei den Paketzustellern der Deutschen Post zu verhindern.

Ein anderer warf dem Verdi-Chef vor, Ergebnisse schönzureden. Auch aus den Reihen der Erzieherinnen kamen kritische Töne. Es sei nicht nachvollziehbar, warum nach einer Marathonverhandlung ein zuvor als "Nicht-Angebot" angesehener Kompromissvorschlag vonseiten der Verdi-Führung dann doch angenommen worden sei und erst von der Basis gekippt wurde.

Bsirske konterte die Kritik entschlossen. Er habe nicht verschwiegen, dass es in der Vergangenheit auch Misserfolge und Niederlagen gegeben habe, sagte er. Wer denke, man könne Forderungen immer zu 100 Prozent durchsetzen, "der ist ein Illusionist und betreibt Tarifromantik", so der Vorsitzende. Mit Blick auf die Kitas kritisierte er die kommunalen Arbeitgeber. Die hätten zwar zugestimmt, dass die Sozial- und Erziehungsberufe eine Aufwertung verdienten, allerdings ohne mehr Geld. "Die Aufwertung hat eine materielle Seite", so Bsirske. Verdi ist derzeit dabei Kita-Streiks für Mitte Oktober vorzubereiten. Bsirske bekräftigte außerdem seinen Plan, eine Aufwertung auch für die Alten- und Krankenpfleger durchzusetzen.

Der Bundeskongress berät noch bis Samstag rund 1200 Anträge, darunter einige mit Sprengkraft. So wird beispielsweise beraten, ob die Zusammenarbeit mit dem Beamtenbund bei Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst aufgekündigt werden soll. Eher aus dem Bereich Kuriositäten-Kabinett stammt dagegen ein Antrag der Bundesjugendkonferenz. Dieser fordert alle Verdi-Mitglieder dazu auf, sich aktiv an der Entwicklung von Teleportern zu beteiligen. Die Antragskommission hat ihn übrigens zur "Annahme als Arbeitsmaterial zur Weiterleitung an den Bundesvorstand" empfohlen.

(maxi)
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