Düsseldorf Verdi: Eon ist zu sehr auf Essen fixiert

Düsseldorf · Im Ruhrgebiet hat der Konzern schon jetzt mehr Beschäftigte als in Düsseldorf.

Die Gewerkschaft Verdi reagiert mit gemischten Gefühlen auf die von Eon geplante Zusammenlegung der Sparten konventionelle Stromerzeugung und Erneuerbare Energien. "Das ist grundsätzlich ein richtiger Schritt, weil Know- how zusammengebracht und Kraftwerks-Mitarbeitern eine neue Perspektive eröffnet wird", sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. Damit sei Eon einer Anregung der Mitbestimmung gefolgt. "Wir kritisieren aber die einseitige Konzentration auf Essen", so der Gewerkschafts-Sprecher. Da viele Eon-Mitarbeiter den Wechsel von Landshut, Hannover oder Malmö nach Essen nicht mitmachen würden, ginge Wissen verloren. Womöglich nutze der Konzern dies auch zu Jobabbau.

Eon-Vorstand Mike Winkel hatte im Interview mit unserer Zeitung angekündigt, dass 8000 Mitarbeiter aus konventionellen Kraftwerken und 1000 von Erneuerbaren Energien in der Einheit "Next Generation" zusammengefasst werden sollen. Diese soll ihren Sitz in Essen haben. Weiterer Jobabbau ist laut Eon derzeit aber kein Thema.

Essen wird für Eon immer wichtiger. Schon jetzt sind dort 2000 Mitarbeiter tätig, durch die neue Einheit kommen Hunderte hinzu. In Düsseldorf, wo der Energiekonzern seinen Sitz hat, sind 1500 Mitarbeiter tätig. Doch während in der Landeshauptstadt die Immobilien belegt sind, ist am Neubau in Essen, in dem die Ruhrgas bis zur Auflösung saß, ein Drittel der Büros ungenutzt.

Mit Interesse wird in der Branche auch die Ankündigung von Eon gesehen, nun doch Schadenersatz wegen des Atom-Moratoriums vom Staat zu fordern. Nach dem Reaktorunglück in Fukushima 2011 hatte die Bundesregierung die sieben ältesten Atomkraftwerke umgehend stilllegen lassen. RWE-Chef Großmann wurde (auch innerhalb der Branche) kritisiert, weil er gegen die Zwangsabschaltung von Biblis klagen ließ. Doch Großmann erlebte späte Genugtuung: Das Bundesverwaltungsgericht gab RWE im Januar 2014 Recht, der Schadenersatz wird auf 200 Millionen Euro geschätzt.

Das zwingt nun auch Eon zu handeln, um nicht Ärger wegen des Verstoßes gegen Aktionärsinteressen zu bekommen. Im Frühjahr 2011 hatte Eon-Chef Johannes Teyssen noch erklärt, es gebe mehr Gründe gegen eine Klage als für eine Klage.

(RP)
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