Essen Verdi: RWE-Umbau nur ohne Kündigung

Essen · Der Aufsichtsrat des angeschlagenen Energiekonzerns billigte die Aufspaltung einstimmig. Allerdings verlangen Arbeitnehmervertreter die Klarstellung, dass RWE keine Kündigungen ausspricht.

RWE-Chef Peter Terium musste nicht mit Rücktritt drohen. Der Aufsichtsrat stimmte auch so einstimmig für die Umbaupläne des Niederländers: Danach spaltet RWE die zukunftsträchtigen Geschäfte erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in ein neues Unternehmen ab und bringt es Ende des nächsten Jahres an die Börse. Dazu werden zunächst zehn Prozent neue Aktien geschaffen und an Anleger verkauft. Die RWE AG behält die problematischen Geschäfte wie die Stromerzeugung aus Kohle, Gas und Atomkraft sowie den Energiehandel.

Personalien wurden gestern nicht besprochen. Hildegard Müller, Chefin des Branchenverbands BDEW, die schon mal als Ökostrom-Vorstand für RWE gehandelt worden war, gilt laut Konzernkreisen nun als eine Kandidatin für den Chefposten der neuen Gesellschaft - sofern Terium nicht selbst an die Spitze des Zukunftsgeschäfts wechseln will. Der noch im Sommer geplante Ausbau des RWE-Vorstands um vier Posten wurde zu den Aktien gelegt.

Auch die kommunalen Aktionäre stimmten zu, die knapp 25 Prozent an RWE und vier Sitze im Aufsichtsrat halten. Sie erklärten: "Wir begrüßen, dass das Management eine zukunftsträchtige Konzernperspektive entwickelt hat." Allerdings scheiterten die Städte mit dem Plan, Plätze im Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft zu erhalten. Der Vorstand habe die Städte vor die Wahl gestellt, hieß es. Entweder stimmten sie dem Umbau zu - oder RWE mache eine Kapitalerhöhung. Letztere hätten die Kommunen nicht mittragen können, sie hätten weiter an Einfluss verloren. Nun setzen die Kommunen darauf, dass nach der drohenden Halbierung der Dividende für 2015 auf 50 Cent die Ausschüttung mittelfristig wieder auf einen Euro steigt. Die neue Gesellschaft soll internationale Investoren anlocken, die auf Ökostrom setzen. "Dieser mögliche Kapitalzufluss kann das Geschäft stärken und zum Anstieg von Aktienkurs und Dividende führen", erklärten die Städte.

Die Gewerkschaften stimmten zu, da die Mehrheit der Belegschaft (40.000) ohnehin in die neue Gesellschaft soll. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte: "Nur eine gesunde RWE ist ein sicherer Arbeitgeber." Zugleich verlangte Verdi eine Klarstellung von Terium, dass es im Zuge des Umbaus keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. "Es bleibt dabei: Wessen Stelle wegfällt, bekommt einen neuen Job angeboten oder darf unbefristet in eine Transfergesellschaft wechseln", sagte ein Aufsichtsrat.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist froh, dass RWE sich "jetzt" den Herausforderungen der Energiewende stellt. "RWE kann so die notwendigen Investitionen sichern, um Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Deutschland und Nordrhein-Westfalen zu gewährleisten, ohne bestehende Verpflichtungen zu vernachlässigen."

Damit spielt Duin auf die Verantwortung für den Atomausstieg an. RWE hat zehn Milliarden Euro zurückgestellt. Doch die Netze, in denen die Rückstellungen unter anderem gebunden sind, gehen in die neue Gesellschaft. Daher betonte der Aufsichtsrat: "Die Aktien der neuen Gesellschaft sind ein Vermögenswert, der für die Bedienung der Rückstellungen für die Kernenergie genutzt werden kann." Kommt es 2016, wie von den Konzernen erhofft, zur Gründing der staatlichen Atomstiftung, kann RWE einfach die Aktien der Tochter übertragen.

Am Kapitalmarkt ist die Begeisterung verpufft. War die Aktie vor zehn Tagen um fast 17 Prozent gestiegen, hat sie ihre Gewinne bereits wieder abgeben. Gestern verlor sie gut zwei Prozent.

(anh)
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