München/Düsseldorf Versicherer Ergo macht weiter Verlust

München/Düsseldorf · Im dritten Quartal betrug das Minus 52 Millionen Euro. Die Konzernmutter Munich Re erhöht dagegen ihre Prognose.

Die Düsseldorfer Versicherungsgruppe Ergo ist im dritten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Zwischen Juli und September betrug das Minus etwa 52 Millionen Euro, wie die Konzernmutter Munich Re mitteilte. Bereits in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres hatte Ergo Verluste gemacht; nach neun Monaten summiert sich der Fehlbetrag auf 111 Millionen Euro. Darin enthalten seien Restrukturierungsaufwendungen von 400 Millionen Euro brutto für das Strategieprogramm, die im zweiten Quartal verbucht worden seien, erklärte Munich Re. Das Minus im dritten Vierteljahr geht zurück auf zinsbedingte operative Verluste im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft.

Das Strategieprogramm sieht auf der einen Seite den Abbau von 2400 Vollzeitjobs in Deutschland vor; auf der anderen Seite sollen 565 Stellen vor allem im Digitalgeschäft entstehen. Einschließlich der Aufwendungen für Personalveränderungen hatte Ergo-Chef Markus Rieß im Juni eine Milliarde Euro Investitionen bis 2020 angekündigt.

Bereits im Mai, bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal, hatte Munich-Re-Finanzvorstand Jörg Schneider gewarnt: "Zunehmend deutlich zeichnen sich hohe Aufwendungen für die Umsetzung des Ergo-Strategieprogramms ab." Damals hatte Schneider bereits angekündigt, Ergo werde 2016 rote Zahlen schreiben. Gestern erklärte er, bei Ergo herrsche trotz des Stellenabbaus Aufbruchstimmung. "Nehmen Sie 2016 als Übergangsjahr", sagte Schneider, "wir sind zuversichtlich, dass wir 2016 als Ausreißer sehen werden."

Bei der Konzernmutter Munich Re wächst dagegen angesichts eines guten Sommers wieder die Zuversicht. Der Gewinn werde in diesem Jahr deutlich über den zuletzt in Aussicht gestellten 2,3 Milliarden Euro liegen, teilte der Rückversicherer mit. "Mit dem Quartalsgewinn von fast 700 Millionen Euro liegen wir sehr gut auf Kurs", sagte Finanzvorstand Schneider, "darum sind wir nun auch optimistischer, was unsere Gewinnerwartung angeht."

Auf eine genauere Ergebnisprognose wollte sich Schneider aber nicht festlegen. Dazu seien die Unwägbarkeiten zu groß. Nach neun Monaten hat die Munich Re ein Ergebnis von 2,1 (Vorjahr: 2,4) Milliarden Euro erreicht. Der Hurrikan "Matthew", der im Oktober über die Karibik und Teile der Vereinigten Staaten hinweggezogen war, dürfte den weltgrößten Rückversicherer am Ende nur einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

An den Vorjahresgewinn von 3,1 Milliarden Euro dürfte der Dax-Konzern aber nicht herankommen. Analysten hatten zuletzt im Schnitt für 2016 knapp 2,5 Milliarden Euro prognostiziert. Im dritten Quartal traf die Münchener Rück ihre Erwartungen mit einem Gewinnplus von 30 Prozent auf 684 Millionen Euro fast punktgenau. Dabei profitierte der Konzern davon, dass Schadenfälle im Nachhinein glimpflicher ausgingen als gedacht. Allein zwischen Juli und September konnten 210 Millionen Euro Rückstellungen aufgelöst werden, in den ersten neun Monaten waren es fast 700 Millionen Euro. Auf einen solchen Positiveffekt setzt Schneider offenbar weiter: "Im Rückversicherungsgeschäft wird bei weiter niedrigen Zinsen dem Umfang möglicher Reserveauflösungen eine noch größere Bedeutung zukommen."

Licht am Ende des Tunnels sieht er im Preiskampf: In den vergangenen Erneuerungsrunden, in denen die Verträge fürs nächste Jahr ausgehandelt worden seien, habe der Druck auf Preise und Konditionen etwas nachgelassen. Die Münchener Rück sehe nun "deutliche Stabilisierungstendenzen". Die Bruttobeiträge fielen im dritten Quartal auf Grund von Währungseffekten um etwa 1,1 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro, in der Rückversicherung stiegen sie um 1,9 Prozent.

Großschäden hatte die Münchener Rück über den Sommer erneut kaum zu verkraften. Sie schlugen im dritten Quartal nur mit 277 (Vorjahr: 386) Millionen Euro zu Buche. Die größten Einzelschäden waren ein Feuer sowie Überschwemmungen im US-Bundesstaat Nevada, die unter dem Strich je 60 Millionen Euro kosteten. Die eigenen Kapitalanlagen warfen mit 1,6 Milliarden Euro knapp sechs Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor.

(gw/rtr)
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