Frankfurt/M. Vertrauter von Deutsche-Bank-Chef Jain tot aufgefunden

Frankfurt/M. · Der Selbstmord des Managers William Broeksmit erschüttert die Finanzwelt. Er war 2012 als Vorstand von der Bafin abgelehnt worden.

Die heutige Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bank wird von einem tragischen Vorfall überschattet: Der frühere Bankmanager William Broeksmit ist tot in seiner Wohnung im Londoner Stadtteil Kensington aufgefunden worden. Der Amerikaner, der 2013 bei der Deutschen Bank ausgeschieden und frühzeitig in den Ruhestand getreten war, hat offenbar Selbstmord begangen. Die Londoner Polizei erklärte, sie sei zu einem Haus im Nobel-Stadtteil South Kensington gerufen worden und habe dort einen 58 Jahre alten Mann erhängt aufgefunden. Sie schloss Fremdverschulden aus. Broeksmit soll bereits am Sonntag gestorben sein. Über die näheren Umstände seines vermutlichen Freitodes ist noch nichts bekannt.

Die Verantwortlichen der Deutschen Bank reagierten bestürzt auf die Nachricht aus Großbritannien. "Der Tod von William Broeksmit erfüllt uns mit tiefer Trauer. Er war ein guter Freund und Kollege von vielen von uns, und er hat uns mit seinem Intellekt und seinem Wissen bereichert", schrieben die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen in einem Brief an die Mitarbeiter. Viele Kollegen hätten ihn "für einen der klügsten Köpfe auf dem Gebiet des Risiko- und Kapital-Managements" gehalten, erklärten sie. Er hatte bis zu seinem Ausscheiden als Leiter der Risiko- und Kapital-Steuerung für die größte deutsche Bank gearbeitet.

Broeksmit war im Frühjahr 2012 schon vor dem Amtsantritt von Jain und Fitschen als künftiger Risikovorstand der Deutschen Bank auserkoren worden. Doch noch ehe die neue Führungsriege überhaupt in Amt und Würden war, musste sie schon nach einem neuen Mann Ausschau halten, weil die deutsche Finanzaufsicht Bafin Broeksmit für zu leicht befunden hatte. Die Bankenaufseher hätten Bedenken, ob der Amerikaner ausreichend Führungskompetenz besitze, hatte es damals geheißen. Broeksmit hatte bei der Deutschen Bank zuvor im Derivate-Geschäft gearbeitet. Er sei an mangelnder Erfahrung, nicht an fehlenden fachlichen Qualitäten gescheitert, hieß es damals. Der Amerikaner galt stets als enger Weggefährte des heutigen Co-Vorstandsvorsitzenden Jain. Gemeinsam waren die beiden 1995 von der US-Investmentbank Merrill Lynch zur Deutschen Bank gewechselt. Sie gehörten seinerzeit zum Team des investmentbank-Stars Edson Mitchell, der im Jahr 2000 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Kurz darauf hatte Broeksmit die Deutsche Bank verlassen. 2008 kehrte er dann zum deutschen Branchenführer zurück.

(gw)
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