Studie des DIW Viele Banken wollen keine Chefin

Berlin · Der Frauenanteil in den Führungsetagen der größten deutschen Firmen steigt nur sehr langsam. Das hat eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ergeben. Deutlichen Nachholbedarf gibt es demnach im Finanzsektor.

Studie des DIW: Viele Banken wollen keine Chefin
Foto: Weber

Der Einführung einer Frauenquote in deutschen Unternehmen ist ein jahrelanger Kampf vorausgegangen. Seit dem 1. Januar gilt das Gesetz, doch in den meisten betroffenen Firmen herrscht noch massiver Nachholbedarf. So ist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Analyse zu dem Schluss gekommen, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen nur langsam steigt. "Die Entwicklung gleicht einem Ritt auf der Schnecke", sagte DIW-Forschungschefin Elke Holst bei der Vorstellung des "Managerinnen-Barometers 2016" in Berlin.

Demnach waren zum Jahresende 2015 in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen 57 von 910 Mitgliedern Frauen. Das entspricht einem Anteil von nur 6,3 (Vorjahr: 5,4) Prozent. Deutlich mehr Frauen zählte das DIW in den Aufsichtsräten. Dort waren 19,7 Prozent der 2202 Mitglieder in den 200 größten Unternehmen weiblich. Allerdings ist auch in dieser Kategorie die Steigerungsrate eher bescheiden: Ende 2014 hatte der Anteil auch schon bei 18,4 Prozent gelegen.

Die gesetzliche Frauenquote verpflichtet rund 100 große Unternehmen in Deutschland, bei Neubesetzungen des Aufsichtsrates einen Frauenanteil von 30 Prozent zu berücksichtigen. Ansonsten bleiben die Plätze frei. Allerdings hat laut DIW bisher nur ein Drittel der betroffenen Unternehmen die vorgeschriebene Quote erreicht. Und 3500 weitere Unternehmen müssen sich Zielgrößen für einen höheren Frauenanteil setzen. Das gilt für Positionen im Aufsichtsrat, im Vorstand und den obersten Führungsebenen.

Sanktionen bei Nichterfüllung dieser Zielgrößen sind jedoch im Gesetz nicht verankert. Das DIW ist daher pessimistisch. Das Gesetz könne sich als zahnloser Tiger herausstellen, sagte Expertin Holst und gab sich überzeugt, dass die neue Quotenregelung allein nicht für mehr Gleichbehandlung weiblicher und männlicher Führungskräfte sorge. "Wenn das Tempo, mit dem die Frauenanteile steigen, so gering bleibt, wird es noch sehr lange dauern, bis eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern erreicht ist", sagte Holst. Nämlich 86 Jahre, bis ebenso viele Frauen wie Männer in deutschen Vorständen sitzen, wie das DIW schreibt. In den Aufsichtsräten könnte es "schon" nach 25 Jahren geschafft sein.

Allerdings schwanken die Beobachtungen des Instituts von Branche zu Branche. So seien Dax-30-Unternehmen und solche mit Beteiligungen des Bundes recht fortschrittlich aufgestellt. Jeweils fast 50 Prozent würden den Anforderungen der Quote genügen. Anders ist das im Finanzsektor, in dem die meisten Beschäftigten Frauen sind (57 Prozent). In den Vorständen der Banken und Sparkassen waren zuletzt nur zu 7,6 Prozent Frauen vertreten, in Aufsichtsräten 21,3 Prozent. Zudem ist die Bezahlung sehr unterschiedlich.

(jd)
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