Düsseldorf Viele NRW-Standorte hinken hinterher

Düsseldorf · Nur Düsseldorf erringt beim Standort-Ranking von Prognos einen wirklich guten Platz. Köln, Bonn und Münster halten mit.

Düsseldorf: Viele NRW-Standorte hinken hinterher
Foto: DPA, RP

Der Süden hängt den Rest Deutschlands ökonomisch immer stärker ab. Dies ist das Hauptergebnis des gestern veröffentlichten "Zukunftsatlas" des Forschungsinstituts Prognos. Danach belegen München als Stadt und der Landkreis München die zwei ersten Plätze beim bundesweiten Vergleich von 402 Landkreisen und kreisfreien Städten. Auch Ingolstadt, Böblingen und Stuttgart, der Landkreis Starnberg sowie Darmstadt und Frankfurt liegen unter den ersten zehn Plätzen. Einziger Spitzenreiter ist aus dem Norden Deutschlands Wolfsburg - trotz Abgasaffäre strahlt VW als größter Autobauer Europas Stärke aus.

NRW kann bei dem Vergleich nur trösten, dass große Teile Ostdeutschlands viel schlechter liegen als die meisten Städte und Kommunen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.

Hinzu kommt, dass einige der wichtigsten Städte dann doch relativ gut abschneiden.

Auf Platz 21 liegt immerhin die Landeshauptstadt Düsseldorf. Vor drei Jahren hatte es bei der Untersuchung nur für Platz 34 gereicht, vor sechs Jahren aber noch für Platz Zehn. Vorrangig die Präsenz vieler großer Unternehmen hilft der Stadt, wogegen es bei allgemeinem Wohlstand der Bevölkerung nur einen schwachen Wert gibt.

Eine gute Bewertung erhält Düsseldorf auch bei der Digitalisierung, aber München und Umgebung bekommen bei diesem Thema wegen der vielen Start-ups noch einen Sonderpunkt.

"Sehr hohe Chancen" für die Zukunft bescheinigt die Studie in Nordrhein-Westfalen auch noch der einzigen Millionenstadt Köln, die von Platz Platz 60 auf Platz 38 aufsteigtund damit so gut abschneidet wie noch nie. Die Domstadt profitiert dabei von der großen Hochschule und dem von Netcologne aufgebauten sehr guten Breitbandnetz, außerdem davon, dass mit Lanxess ein wichtiger Konzern hinzuzog.

Bonn verliert deutlich und steigt von Platz 24 auf den immer noch respektablen Platz 37 ab. Die Stadt ist als Hochschulstandort bei jungen Leuten beliebt und profitiert davon, Zentrale sowohl der Telekom wie der Deutschen Post zu sein - es zieht auch viele ausländische Akademiker zu diesen beiden Weltkonzernen.

Münster rutscht zwar leicht von Platz 38 auf Platz 41 ab - aber dank Hochschule und vieler gutausgebildeter Akademiker ist die Stadt noch immer ein Wachstumszentrum in NRW.

Unerwartet schwach fällt die Note aus für die Städte-Region Aachen, die nur auf Platz 161 des Rankings landet. Vor drei Jahren war aber nur Platz 188 drin. Die Region gilt zwar als relativ jugendlich auch dank der großen Hochschule, sie erhält vier von fünf möglichen Punkten für die Digitalisierung, und auch bei der Stärke der Wirtschaft landet sie auf Platz 77. Aber beim Wohlstand kommt die Region nicht sehr gut weg.

Deutlich schlechter fallen die Prognosen für etliche Ruhrgebietsstädte aus. In Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen und Herne sehen die Experten hohe Risiken für die Zukunft.

Diese Städte kämpfen seit vielen Jahren mit dem Strukturwandel des einst dank Stahl und Kohle boomenden Ruhrgebiets. Peter Kaiser, Projektleiter des "Prognos Zukunftsatlas 2016" spricht von einem "Teufelskreis aus hoher Verschuldung, hoher Arbeitslosigkeit und hohen Soziallasten". In den klammen Stadtsäckeln fehlt Geld zur Finanzierung zum Beispiel von Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbädern oder Kultureinrichtungen - das wiederum verhindert den Zuzug junger Akademiker - also zieht die Region abgesehen von Essen mit den Zentralen von RWE, Eon, Evonik und Thyssenkrupp nur wenige Headquarter von Konzernen an.

Am schlechtesten in NRW schneidet Gelsenkirchen mit Platz 389 ab. Bundesweites Schlusslicht ist der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.

(RP)
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