Düsseldorf Vier Prozent mehr für Stahlarbeiter

Düsseldorf · Die Gehälter der 72.000 Beschäftigten steigen in zwei Stufen.

Auf die Stahlbranche kommen weitere Belastungen zu. Diesmal sind weder teurere Klimazertifikate, noch wegbrechende Einnahmen wegen des Dumpingstahls aus China dafür verantwortlich. Steigende Kosten verursacht der gestern erzielte Tarifkompromiss für die 72.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie.

In der dritten Verhandlungsrunde, der zahlreiche Warnstreiks vorausgegangen waren, einigten sich beide Seiten auf einen Anstieg der Löhne in zwei Stufen: Im April werden der Lohn und die Ausbildungsvergütung zunächst um 2,3 Prozent steigen, im Mai 2018 noch einmal um 1,7 Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende 2018. Die Arbeitgeber hatten zunächst ein Angebot über 1,3 Prozent für 15 Monate vorgelegt, während die Gewerkschaft 4,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate gefordert hatte.

Zudem einigten sich die IG Metall und der Arbeitgeberverband Stahl darauf, dass die Vergütungen der Auszubildenden im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr überproportional steigen. Auch die Fortsetzung der Tarifverträge zur Altersteilzeit und zum Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten ist Bestandteil der Einigung. Abweichungsmöglichkeiten - etwa für Unternehmen in wirtschaftlich schwieriger Situation - sind in dem nun getroffenen Abschluss nicht vorgesehen.

Thyssenkrupp-Manager Andreas Goss, der zugleich Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes ist, erklärte nach den schwierigen Verhandlungen: "Ein Tarifabschluss mit einem geringeren Belastungsvolumen wäre für unsere Industrie besser gewesen." Insbesondere die etwas verbesserte Stahlkonjunktur, die jüngsten Tarifabschlüsse in anderen Branchen und die stark gestiegene Inflationsrate hätten dies jedoch verhindert. "Aus meiner Sicht haben beide Tarifvertragsparteien keinen Anlass zum Jubeln. Ich werte das aber als Beleg für einen ausgewogenen Kompromiss." Die Arbeitgeber hatten das Ergebnis nur wegen der vergleichsweise langen Laufzeit akzeptiert. Diese wertete Goss als "uneingeschränkt positiv".

Knut Giesler, IG-Metall-Bezirksleiter NRW und Verhandlungsführer der Arbeitnehmer, sprach im Anschluss an die Verhandlungen von einem "vertretbaren Ergebnis". Es passe zur aktuellen Situation in der Stahlbranche und führe zu einem Reallohnplus bei den Beschäftigten, sagte der Gewerkschafter.

(maxi)
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