Düsseldorf Vodafone hofft auf Unitymedia

Düsseldorf · Unitymedias Mutterfirma will mit Vodafone kooperieren - eine große Chance.

Unmittelbar nachdem Jens Schulte-Bockum als Chef von Vodafone Deutschland am Dienstag seinen baldigen Rückzug ankündigte, gibt es seit gestern eine neue Möglichkeit, damit das Düsseldorfer Unternehmen ein strategisches Problem löst. Die Kunden in NRW würden durch ein besseres Angebot profitieren.

Denn der amerikanische Kabel-TV-Konzern Liberty kündigte gestern an, enger mit Vodafone kooperieren zu wollen. Weil Liberty aber Mutterkonzern von Unitymedia in Köln ist, könnte dies dazu führen, dass Vodafone in Deutschland Unitymedia als Festnetzpartner gewinnt - entweder als Kooperation oder am Ende vielleicht sogar als Zukauf.

Damit würde Vodafone hierzulande das Problem lösen, mit dem elf Milliarden Euro teuren Zukauf Kabel-Deutschland zwar in 13 Bundesländern extrem schnelles Internet mit bis zu 200 Megabit/Sekunde anbieten zu können, aber im Gebiet von Unitymedia (NRW, Baden-Württemberg und Hessen) ist Vodafone bisher praktisch nur Untermieter im Netz der Telekom, um deren DSL-Anschlüsse unter eigener Marke zu verkaufen. Aber diese Festnetzanschlüsse der Telekom sind nicht so schnell wie die von Unitymedia.

Dabei geht es aber keineswegs nur um Deutschland. Liberty hat Beteiligungen in ganz Europa - durch eine Übernahme würde Vodafone also in einer ganzen Kette von Ländern integrierter Anbieter von Festnetz und Mobilfunk. Liberty-Chef John Malone sagt dazu nur, die beiden Unternehmen würden "einfach zusammenpassen".

Es würde um ein großes Geschäft gehen, das Vodafone stemmen könnte. Denn Liberty würde zwar mehr als 30 Milliarden Euro kosten, aber Vodafone ist mit mehr als 90 Milliarden Euro an der Börse bewertet. Außerdem hat der Londoner Konzern hohe Reserven, seit er für mehr als 100 Milliarden Euro eine Beteiligung in den USA verkaufte.

Die große Frage ist, was die Kartellbehörden davon hielten, wenn Vodafone und Liberty/Unitymedia sich annähern. Das Bonner Kartellamt wäre wenig begeistert - die Behörde will, dass Wohnungsfirmen mehr als einen überregionalen Anbieter haben, der ihnen TV-Signale einspeisen kann.

Die EU drängt dagegen auf stärkere integrierte Telefonkonzerne, damit der Netzausbau vorangeht. Brüssel würde also möglicherweise die Fusion von Vodafone und Liberty/Unitymedia durchpeitschen.

(RP)
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