Mobilfunk-Riese Vodafone startet Bezahlen per Handy

Düsseldorf · In 800 Geschäften im Raum Düsseldorf und in bundesweit mehr als 30.000 können Kunden ab Montag Einkäufe mit dem Smartphone bezahlen. Das Sicherheitssystem ist ausgeklügelt – aber auch Wettbewerber greifen an.

Ein Rundgang über den Vodafone-Campus
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Foto: Bretz, Andreas

In 800 Geschäften im Raum Düsseldorf und in bundesweit mehr als 30.000 können Kunden ab Montag Einkäufe mit dem Smartphone bezahlen. Das Sicherheitssystem ist ausgeklügelt — aber auch Wettbewerber greifen an.

Monatelang wurde das System von den Mitarbeitern auf dem Vodafone-Campus beim Bezahlen im Café getestet, nun ist es marktreif. Ab Montag startet der Mobilfunkkonzern die "Vodafone Wallet", eine digitale Geldbörse, die langfristig das Portemonnaie der Kunden ersetzen soll. Statt mühsam an der Kasse nach Kleingeld, Kundenkarten oder Rabattgutscheinen zu kramen, sollen Vodafone-Kunden künftig all das über ihr Smartphone verwalten können.

Noch sind nicht alle Funktionen in Betrieb, der Startschuss erfolgte zunächst mit dem "SmartPass", einem Bezahlsystem, das Vodafone in Kooperation mit dem Kreditkartenunternehmen Visa auf den Weg gebracht hat. Damit können Kunden ab sofort in 800 Geschäften im Raum Düsseldorf mit dem Smartphone bezahlen, deutschlandweit sogar in 30.000 Geschäften. Dazu zählen neben Tankstellen von Aral auch Galeria Kaufhof, Karstadt oder Douglas.

Vodafone gegen Apple

Vodafone geht damit den nächsten Schritt beim bargeldlosen Bezahlen — und versucht sich im Wettlauf der Modelle einen Vorsprung zu verschaffen. Denn nicht nur Mobilfunkunternehmen, auch Konzerne wie Apple oder Paypal arbeiten bereits seit längerer Zeit verstärkt an mobilen Bezahlsystemen und setzen dabei auf unterschiedliche Systeme. Während Vodafone und andere Mobilfunkanbieter auf Near-Field-Communication (NFC) setzen, bei der man das Handy zum Bezahlen in die Nähe eines Empfängers halten muss, nutzt die Ebay-Tochter Paypal QR-Codes, die an der Kasse gescannt werden. Welche Variante sich im Duell der Systeme durchsetzen wird, vermag auch Steffen von Blumröder, Finanzfachmann beim IT-Branchenverband Bitkom, nicht zu sagen. Einen wirklichen Mehrwert für die Nutzer werde jedoch "erst die Weiterentwicklung zur Wallet bieten".

Darauf setzt Vodafone. Langfristig sollen Kunden über das passwortgeschützte Programm Kunden- und Kreditkarten verwalten oder Tickets für Bus und Konzert buchen können. "Theoretisch kann man im Wallet sogar seinen Schlüssel für die Wohnung oder das Auto ablegen, wenn diese irgendwann mit der richtigen Technik ausgestattet sein sollten", sagt Frank Vahldiek von Vodafone bei der Vorstellung des Programms.

Wie schnell sich das digitale Portemonnaie durchsetzt, hängt auch von der Technik ab. So hat Vodafone bislang nur sieben Geräte im Angebot, die auch NFC-fähig sind, darunter etwa das Samsung Galaxy S3 oder das HTC One. Das iPhone gehört nicht dazu. Apple setzt auf ein eigenes Bezahlsystem via Bluetooth. Außerdem kann man zwar an 30.000 Lesegeräten in Deutschland mit dem Vodafone-System bezahlen — insgesamt gibt es jedoch 720.000 Geräte, von denen ein Großteil nicht NFC-fähig ist. Allerdings, sagt Ottmar Bloching, bei Visa Europe zuständig für das Deutschland-Geschäft, "stehen in den nächsten 24 Monaten in Deutschland bis zu 300.000 Geräte zum Austausch an".

Doch selbst wenn die Technik funktioniert, auch die Kunden müssen vom bargeldlosen Bezahlen überzeugt werden. Laut einer Bitkom-Umfrage können sich nur 14 Prozent der Deutschen vorstellen, auf ihre Geldbörse komplett zu verzichten und nur mit dem Smartphone zu bezahlen. Ein Großteil ihrer Ausgaben zahlen sie stattdessen weiterhin klassisch: in bar.

(RP)
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