Düsseldorf Vodafone stoppt Gründung von Billigtochter

Düsseldorf · Die Gewerkschaft handelt außerdem vier Jahre Kündigungsschutz aus. Doch die Einstiegsgehälter sinken.

Massive Proteste von Beschäftigten, Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall gegen die geplante Ausgründung des Servicebereiches haben bei Vodafone zum Umdenken geführt: Das Unternehmen verzichtet auf den umstrittenen Schritt. Das erklärte Jens Schulte-Bockum, Chef der Geschäftsführung von Vodafone Deutschland, in einer internen Mail an die Mitarbeiter, die unserer Zeitung vorliegt.

Im Gegenzug habe er aber mit der Gewerkschaft und den Betriebsräten neue Gehaltsstrukturen vereinbaren können, ergänzt Schulte-Bockum. Zudem macht der frühere Unternehmensberater ein Zugeständnis, das es in sich hat: Vodafone sichert allen 2500 Mitarbeitern im Servicebereich "einen betrieblichen Kündigungsschutz für die nächsten 48 Monate" zu. Zusätzlich gibt es Bestandschutz für fünf Standorte (Ratingen, Bautzen, Hannover-Langenhagen, Stahnsdorf und Eschborn), die Zentrale bleibt ohnehin in Düsseldorf.

Auch die Mitarbeiter mussten Zugeständnisse machen. So werden neue Kollegen künftig niedrigere Einstiegsgehälter als die bisher üblichen 2500 Euro brutto im Monat erhalten – doch das ursprüngliche Ziel von 1500 Euro im Monat hat Schulte-Bockum nicht durchgesetzt. Umgerechnet aufs Jahr gibt es für neue Mitarbeiter rund 22 000 Euro Jahresgehalt statt der bisherigen rund 30 000 Euro. Die Gehälter der bisherigen Mitarbeiter sollen auf dem jetzigen Niveau bleiben, auch das Weihnachtsgeld bleibt, doch das Management hat eine höhere Leistungskomponente durchgesetzt, berichten informierte Kreise. Interessanterweise hat Schulte-Bockum in seiner Mail aber den Verzicht auf die Ausgründung bereits erklärt, obwohl einige Details der Umsetzung des Haustarifvertrages noch nicht ausgehandelt worden sind und obwohl die Tarifkommission der IG Metall noch zustimmen muss.

Was bedeutet der Verzicht auf die Billigtochter? Vodafone bleibt ein Streik erspart. Als die Telekom vor Jahren ihren Servicebereich ausgründete, gelang dies erst nach einem Arbeitskampf. Nachdem das Vodafone-Management im Frühjahr den Plan für die Billigtochter verkündet hatte, stieg die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder im Servicebereich bereits sprunghaft an.

Zweitens muss sich die Firma nun auf besseren Service konzentrieren. Dass es dabei zu schlimmen Pannen kommen kann, bestätigte sich soeben. Bei einem Vodafone-Shop in Kaiserslautern waren Kundendaten aus Versehen im Mülleimer gelandet und lagen sogar auf der Straße herum – Vodafone entschuldigt sich gestern für den Vorfall.

(RP)
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