Netzausbau, Billigmarke, TV-Angebot Vodafone will die Telekom härter angreifen

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Telefonkonzern baut sein Netz schnell aus und setzt auf weiteres Geld aus London. Man baut die Billigmarke Otelo aus und will stärker TV anbieten. Die Führung hofft auch auf Kompromisse mit dem Betriebsrat.

Rund um den geplanten mehr als zehn Milliarden Euro teuren Zukauf von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber, Kabel-Deutschland (KD), stellt sich die Düsseldorfer Vodafone gänzlich neu auf. Deutschlands zweitgrößter Telefonkonzern könnte bei einer weiteren Aufrüstung des Netzes von KD in großen Teilen Deutschlands Internetanschlüsse mit Geschwindigkeiten von bis zu 400 Megabit/Sekunde anbieten — das 30-fache der meisten heutigen DSL-Verträge. Die konzerneigene Diskountmarke Otelo wird künftig auch feste Verträge anbieten — damit will man bei preisbewussten Kunden stärker punkten. Gleichzeitig will man Festnetzangebote, TV und Mobilfunk mit KD ähnlich integrieren, wie es die Telekom macht. Dies alles zeichnet sich zur Internationalen Funkaustellung (Ifa) in Berlin ab. Dort erläuterte Jens Schulte-Bockum, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Donnerstag Teile seines Programmes.

Dabei soll die Deutschland-Tochter auch vom neuen Geldsegen des Londoner Mutterkonzerns Vodafone Group profitieren, der für den Verkauf seines USA-Geschäfts knapp 98 Milliarden Euro kassiert. 60 Milliarden Euro fließen an die Aktionäre, viele Milliarden wandern in den Schuldenabbau, doch rund sieben Milliarden Euro sollen in den nächsten drei Jahren in weitere Investitionen fließen. "Diese Mittel wird die Gruppe zu guten Teilen auch den Vodafone-Gesellschaften in der EU und Vodafone Deutschland zur Verfügung stellen", freut sich Schulte-Bockum.

Milliarden-Investitionen stehen an

Dabei könnte das jährliche Investitionsvolumen in Deutschland auf fast zwei Milliarden Euro steigen. Schulte-Bockum hat es bereits geschafft, die jährlichen Investitionen von einer Milliarde Euro auf 1,3 Milliarden Euro zu erhöhen. Wenn nun von den sieben Milliarden Euro rund ein Fünftel nach Deutschland zur wichtigsten Tochterfirma wandert, wären pro Jahr fast 500 Millionen zusätzlich drin. So könnte der Qualitätsrückstand gegenüber der Telekom aufgeholt werden.

Vorrangig das LTE-Netz für sehr schnellen Mobilfunk soll dabei weiter ausgebaut werden. Die wichtigsten 180 Städte sind erschlossen, Ende 2015 soll fast ganz Deutschland per LTE erreichbar sein. Gleichzeitig bringt der Zukauf von KD eine faszinierende Möglichkeit: In halb Deutschland könnte man W-Lan-Stationen an das Netz von KD hängen — dann hätte man für mobiles Surfen viel höhere Kapazitäten.

Ein offenes Geheimnis ist, dass Vodafone auf Dauer auch noch gerne Unitymedia aus Köln übernehmen würde — dann könnte man die neue Option auch in NRW ausspielen, wogegen KD im wichtigsten Bundesland nicht vertreten ist.

Gleichzeitig will Vodafone auch im Vertrieb investieren. Nach einem Vorzeigehaus in Köln sollen auch in Hamburg und München neue "Flagshipstores" entstehen — sehr große Geschäfte mit besonders gut geschultem Personal. 2016 kommt auch ein Haus in Düsseldorf auf der Schadowstraße. Außerdem sollen unter dem Namen Vodafone-City-Stores bis zu 100 mittelgroße Läden in Städten gegründet werden — gleichzeitig werden allerdings rund 80 Shops in Randlagen oder in kleineren Städten geschlossen.

Am Ziel, den Servicebereich mit künftig deutlich niedrigeren Einstiegsgehältern auszugliedern, hält das Management fest. Allerdings hofft es, mit den Betriebsräten und der IG Metall eine gemeinsame Lösung zu vereinbaren.

(RP)
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