Wolfsburg/München Große Manager-Rochade bei VW und BMW

Wolfsburg/München · Produktionsvorstand Harald Krüger wird neuer BMW-Chef. Entwicklungsvorstand Diess wechselt zu VW

Die Automobilbranche sorgte gestern mit gleich zwei Top-Personalien für Furore: Bei BMW soll der bisherige Produktionschef Harald Krüger (49) im kommenden Mai Vorstandschef Norbert Reithofer (58) ablösen. Der 56-jährige BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess wechselt unterdessen im Oktober zu Volkswagen. Die Wolfsburger vertrauen ihm das eigens neu gegründete Vorstandsressort "Volkswagen-Pkw" an. Die Führung der renditeschwachen VW-Kernmarke hatte bislang Konzernvorstand Martin Winterkorn persönlich übernommen.

Weil mit Daimler-Chef Dieter Zetsche (61), VW-Chef Martin Winterkorn (67) und Reithofer die drei wichtigsten deutschen Autobauer von Männern im fortgeschrittenen Manager-Alter geführt werden, fordern Analysten schon länger einen Generationenwechsel. BMW hat den Anfang gemacht. Winterkorns Vertrag läuft noch bis Ende 2016, Zetsches Vertrag wurde im vergangenen Jahr bis ebenfalls 2016 verlängert. Reithofer soll im Mai den 71-jährigen Joachim Milberg an der Spitze des Aufsichtsrates ablösen.

Die Automobilbranche ist im Umbruch. Ihr läuft die Jugend davon: Das Durchschnittsalter der Neuwagenkäufer liegt inzwischen bei 52,2 Jahren - vor zehn Jahren waren die Neuwagenkäufer im Schnitt noch Mitte 40. Ein Drittel aller Neuwagen wird inzwischen von Über-60-Jährigen gekauft. Jungen Menschen ist der Besitz von Autos heute nicht mehr so wichtig. Ihnen genügt der Zugriff, weshalb Car-Sharing-Flotten boomen. Außerdem verunsichert der schleppende technische Fortschritt bei der Entwicklung von Elektro-Autos, denen angeblich die Zukunft gehört, vor Neuwagenkäufen ab. Jüngere Manager an der Spitze der Autobauer sollen den Wandel der Branche glaubwürdiger repräsentieren.

Mit Diess hat VW der Konkurrenz in diesem Jahr schon zum zweiten Mal einen Top-Manager abgeworben: Im Frühjahr quittierte Daimler-Vorstand Andreas Renschler in Stuttgart, um nach der vertraglich vorgesehenen Wartezeit im kommenden Februar als Lkw- und Bus-Vorstand anzufangen. Renschlers Job bei Daimler macht jetzt Wolfgang Bernhard, der vor zehn Jahren seinerseits schon einmal VW-Vorstand war.

Reithofer steht seit 2006 an der BMW-Spitze und hatte etliche Erfolge. Im laufenden Jahr will BMW erstmals mehr als zwei Millionen Autos verkaufen. Seit im November bekannt wurde, dass Reithofer im kommenden Jahr in den Siemens-Aufsichtsrat einziehen soll, wird über seine Ablösung spekuliert. Im jüngsten Quartal schrumpfte der BMW-Gewinn um 1,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Krüger ist seit 1992 bei BMW und sitzt dort seit 2008 im Vorstand. Er hat in Aachen Maschinenbau studiert und kommt gebürtig aus Freiburg.

(RP)
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