Düsseldorf Vorsicht vor US-Hochzinsanleihen

Düsseldorf · Im Volksmund heißen sie "Ramschanleihen" - doch Anleger werden mit attraktiven Zinsen gelockt.

Schon seit 1980 kommt so genannten Junk-Bonds oder Ramschanleihen in den USA eine wichtige Rolle bei der Finanzierung großer Fusionen zu. Die Gesellschaft, die eine andere feindlich übernehmen will, gründet eine weitgehend mittellose Holding. Dann werden hoch verzinsliche Anleihen ausgegeben, um mit deren Gegenwert die Firmen zu kaufen. Gelingt die Übernahme, werden die Papiere einfach aus dem Vermögen des betreffenden Unternehmens zurückgezahlt. Kommt der Deal nicht zustande, geht die Holding in Konkurs, und die Inhaber der Junk-Bonds sehen anschließend nur einen Bruchteil ihres eingesetzten Kapitals wieder.

Weil mit diesen Schuldverschreibungen ein großes Risiko verbunden ist, müssen den Anlegern hohe Zinsen geboten werden. Zudem bewerten Ratingagenturen diese Papiere mit einer niedrigen Qualitätsnote, die in der Regel höchstens bei B (zum Vergleich: Das Top-Rating ist AAA) liegt. Geringere Einstufungen signalisieren eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit. Einer Studie zufolge betrug die langfristige Durchschnittsrendite von US-Schrottanleihen im Zeitraum von 1977 bis 1991 stattliche 10,3 Prozent. Umso mehr lässt aufhorchen, dass die Verzinsung dieser Spezies inzwischen auf mehr als 14 Prozent geklettert ist und damit den höchsten Stand seit der Finanzkrise im Herbst 2008 erreicht hat. Demnach sind die Kurse der Bonds im Umkehrschluss erheblich unter Druck geraten.

Diese Entwicklung trifft vor allem auf die Hochzinsanleihen von Gesellschaften aus der Energiebranche zu, die unter dem anhaltenden Preisverfall an den internationalen Ölmärkten leiden. Weil die Förderländer mit ihrer Produktion den Weltmarkt geradezu überschwemmen, sind die Notierungen noch unter die Tiefststände von 2008 gerutscht. Die Nordseesorte Brent kostete zuletzt knapp über 36 Dollar pro Barrel (159 Liter) und demnach so wenig wie zuletzt 2004. Auf die Unternehmen des Energiebereichs entfallen mit umgerechnet rund 160 Milliarden Euro knapp 13 Prozent sämtlicher Junk-Bonds von US-Konzernen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat errechnet, dass jede zehnte Energie-Anleihe nicht mehr mit Zinsen bedient wird. Zum Vergleich: Vor zwölf Monaten lag die Ausfallquote lediglich bei 3,5 Prozent.

Von der Unsicherheit von Junk-Bonds aus dem Energiebereich hat sich mittlerweile der gesamte Markt für US-Hochzinsanleihen anstecken lassen. Die Renditen steuern hier im Schnitt auf neun Prozent zu. Geht es nach dem amerikanischen Star-Investor Carl Icahn, der unter anderem beim Online-Marktplatz Ebay die Abspaltung des Bezahldienstes Paypal durchsetzte und auch bei Apple investiert hat, hat der Zusammenbruch dieses Segments gerade erst begonnen.

Die Lage hat sich inzwischen so sehr zugespitzt, dass die ersten Investmentfonds für Hochzinsanleihen mit den Auszahlungen an die Investoren nicht mehr nachkommen. Beispielsweise kündigte die US-Kapitalanlagegesellschaft Third Avenue zwar an, als Folge der riesigen Mittelabflüsse einen fast 800 Millionen Dollar schweren Hochzinsfonds aufzulösen. Doch die Rückzahlung ist erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen. Noch 100 Millionen Dollar mehr beträgt das Volumen des Fonds, den Lucidus Capital Partners liquidieren will.

Ein zusätzliches Problem bei zahlreichen Hochzinsanleihen ist, dass sie inzwischen immer schwieriger gehandelt werden können. Das zeigt sich an der zunehmenden Spanne, die zwischen den Angebots- und Nachfragekursen liegt.

In Europa gibt es unter den Adressen mit schlechterer Bonität zwar kaum Firmen aus dem Energiebereich. Trotzdem sind die Renditen dieser Junk-Bonds in den vergangenen Wochen ebenfalls deutlich gestiegen. Dies muss als Warnzeichen dafür betrachtet werden, sich nicht von der attraktiven Verzinsung solcher Produkte leichtfertig blenden zu lassen.

(RP)
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