Wolfsburg VW-Skandal trübt Konjunkturaussichten

Wolfsburg · Volkswagen muss sparen: Auch 17 deutsche Fußball-Clubs stellen sich auf die Kürzung der Sponsorengelder ein. Zudem will VW weniger Modellvarianten produzieren. Vielleicht muss VW sogar Abwrackprämien zurückzahlen.

Im Abgasskandal um manipulierte Diesel-Fahrzeuge droht dem VW-Konzern jetzt auch die Rückzahlung von Abwrackprämien. Damit hat die Bundesregierung in den Jahren 2009 und 2010 den Austausch von alten Autos durch umweltschonendere Neuwagen gefördert. Nach einem Bericht des Manager Magazins prüft das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gegenwärtig, das Geld zurückzufordern, falls die damals geförderten Neuwagen nicht den damals versprochenen Umweltnutzen hatten. Formal würde sich die Forderung gegen die Käufer der Autos richten, die das Geld bekommen haben. Aber wenn es wirklich dazu kommt, hätten die Kunden wiederum wohl eine Schadensersatzanspruch gegen die Händler und gegen VW.

Inzwischen belasten die immer neuen Hiobsbotschaften rund um VW auch die Konjunktur. Die Erwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Oktober zum siebten Mal in Folge eingetrübt. Der ZEW-Indikator fiel auf den niedrigsten Wert seit dem Oktober des Vorjahres, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. "Der Abgasskandal bei Volkswagen und die Wachstumsschwäche der Schwellenländer dämpfen die Konjunkturaussichten für Deutschland", sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest.

Die VW-Krise belastet auch den Profi-Fußball: Der von dem Autobauer seit Jahrzehnten geförderte VfL Wolfsburg hat die Planungen für den 30 bis 40 Millionen Euro teuren Neubau eines Nachwuchsleistungszentrums vorerst gestoppt. Gestern wurde bekannt, dass der durch die Abgas-Affäre in die Krise geratene Konzern seine Investitionen für die Marke Volkswagen pro Jahr um eine Milliarde Euro kürzen will. Wie weit der DFB-Pokalsieger als hundertprozentige Tochter des VW-Konzerns insgesamt von den Sparmaßnahmen betroffen sein wird, ist aber noch nicht absehbar. Zusammen mit seinen Tochter-Unternehmen unterstützt VW insgesamt 17 Erst- und Zweitligavereine mit geschätzten 200 Millionen Euro pro Jahr.

Volkswagen richtet wegen des Abgasskandals und den daraus folgenden Sparzwängen auch die Modellpolitik neu aus. So soll die Zahl der Modellvarianten reduziert werden. Vor allem im Stammwerk Wolfsburg hatte es in den vergangenen Jahren immer mehr gehakt, weil zu viele verschiedene Modelle gleichzeitig vom Band laufen. Dies war vor allem bei Neuanläufen wie jüngst beim Geländewagen Tiguan und dem Familienauto Touran ein Problem. "Die Marke Volkswagen stellt sich für die Zukunft neu auf", sagte Markenchef Herbert Diess. "Wir werden effizienter, richten die Produktpalette und Kerntechnologien neu aus und schaffen uns mit dem beschleunigten Effizienzprogramm den Spielraum für zukunftsweisende Technologien." Iin den nächsten Wochen sollen auch Sparpläne für andere VW-Konzernmarken folgen.

(RP)
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