Wolfsburg VW: Vor allem Autos in EU betroffen

Wolfsburg · Acht Millionen Fahrzeuge in Europa fahren mit der manipulierten Software.

Der Großteil der weltweit elf Millionen vom VW-Abgas-Skandal betroffenen Diesel-Autos ist in Europa unterwegs. Insgesamt seien innerhalb der Europäischen Union rund acht Millionen Fahrzeuge betroffen, sagte gestern ein VW-Sprecher und bestätigte eine Meldung des "Handelsblatt".

Die rechtliche Aufarbeitung des Skandals könnte sich unterdessen noch lange hinziehen. So untersucht die Finanzaufsicht aktuell den Handel mit VW-Aktien. Wann die Untersuchungen abgeschlossen sein werden, kann die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nach Angaben einer Sprecherin noch nicht abschätzen. Es handle sich bei der Überprüfung nach wie vor um eine routinemäßige Untersuchung, die bei großen Kursschwankungen immer anstehe. Zudem prüfe die Bafin, ob VW bei der Veröffentlichung des Abgas-Skandals entsprechend dem Aktiengesetz gehandelt habe, sagte die Sprecherin. Kritiker werfen VW vor, die Öffentlichkeit zu spät informiert zu haben. In Deutschland und den USA drohen bereits Sammelklagen auf Schadenersatz.

VW hatte zugegeben, eine Abschalteinrichtung bei bestimmten Dieselmotoren installiert zu haben, durch die Abgaswerte am Prüfstand manipuliert werden, die Leistung auf der Straße aber nicht beeinträchtigt wird. Seit dem Bekanntwerden der Manipulationen ist der Kurs der VW-Vorzugsaktien eingebrochen. Zum Wochenbeginn sackten die Papiere an der Frankfurter Börse erneut ab - mit 86,36 Euro fielen sie zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren.

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte wird der VW-Aufsichtsrat Insidern zufolge morgen erste Ergebnisse der internen Ermittlungen präsentieren. Je nach Fortschritt der Untersuchungen könne es demnach auch weitere personelle Konsequenzen geben. VW wolle vor der am Donnerstag angesetzten Anhörung in einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses möglichst große Transparenz demonstrieren, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Bis morgen muss VW dem Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt zudem einen Fahrplan vorlegen, wie die Abgasmanipulationen behoben werden sollen.

Der Imageverlust für die Wolfsburger ist gewaltig. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) will die zum Jahresende auslaufende Kooperationsvereinbarung mit der Volkswagen AG nicht verlängern, wie eine Sprecherin der Umweltschutzorganisation sagte, "es gibt nach diesem Skandal keine Grundlage dafür. Wir sind genauso getäuscht worden wie alle anderen." Der Nabu fordert für den Konzern einen Umweltvorstand mit Vetorecht und einen Nachhaltigkeits-Verantwortlichen im Aufsichtsrat.

(RP)
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