Wolfsburg VW will 3000 Verwaltungsjobs streichen

Wolfsburg · Die Krise verschärft sich. Nun will der Konzern offenbar jeden zehnten Job in der deutschen Verwaltung streichen. Die US-Händler laufen gegen die Entlassung von US-Chef Michael Horn Sturm. Das Aus für den Phaeton passt ins Bild.

Die finanziellen Folgen der Abgas-Affäre bedrohen bei VW Tausende Stellen in der Verwaltung. Bei den Mitarbeitern im Haustarif soll in den Büro-Abteilungen außerhalb der Produktion nach Informationen aus Konzernkreisen bis Ende 2017 jeder zehnte Job wegfallen. Wegen der laufenden Beschäftigungssicherung müsse allerdings niemand fürchten, arbeitslos zu werden, hieß es in Konzernkreisen. Der geplante Stellenabbau der Bürokräfte sei über Personalschwankungen, Altersteilzeit oder die Zuweisung neuer Aufgaben für die betroffenen Kollegen möglich. Es dürfte um gut 3000 Stellen gehen.

Ein Konzernsprecher sagte, das bekannte Programm zur Steigerung der Effizienz der Kernmarke VW betreffe alle Bereiche - und damit auch die Personalkosten. Mögliche Wege seien etwa die "Reduktion von Zeitarbeitsverträgen" oder "zurückhaltende Einstellungen und Wiederbesetzung freier Stellen". Es gebe zudem gute Erfahrungen mit Altersteilzeit.

Das Management hatte im Skandal um manipulierte Abgaswerte von weltweit mehr als 11 Millionen Dieselautos bereits Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro gebildet. Neben den Kosten des Rückrufs dürften zahlreiche Prozesse und Strafen teuer für Europas größten Autobauer werden. Zudem will der Vorstand mit einem verschärften Sparkurs gegensteuern, der auch bei Arbeitsplätzen den Rotstift ansetzt. Zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand der VW-Kernmarke gibt es aber große Differenzen über die Umsetzung.

Die Marke VW ist im Vergleich zu Branchenkonkurrenten seit Jahren ertragsschwach. Sie soll mit neuen Baureihengruppen umstrukturiert werden. Außerdem soll die Effizienz in der Produktion erhöht werden.

Betriebsratschef Bernd Osterloh wirft VW-Markenvorstand Herbert Diess vor, dieser handele nach Gutsherrenart. Während der Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk hatte Osterloh vor wenigen Tagen gesagt: "Machen Sie die 215.000 Beschäftigten von Volkswagen nicht zu Versuchskaninchen für wirtschaftswissenschaftliche Experimente. Wir werden es nicht zulassen, dass blindwütig und planlos Stellen gestrichen werden."

Osterloh warf Diess fehlendes Wissen vor: "Wer seine Botschaften so verteilt, als würden sie wie Weisheiten vom Himmel regnen, der hat noch nicht verstanden, was wir bei Volkswagen brauchen: zum Beispiel Führungskräfte, die tatsächlich Bescheid wissen und im wahrsten Sinne des Wortes im Film sind."

In den USA hat VW seine erste Führungskraft verloren. US-Chef Michael Horn verlasse das Unternehmen mit sofortiger Wirkung, um sich anderen Aufgaben zu widmen, hatte der Autobauer mitgeteilt. Nachfolger ist übergangsweise Hinrich Woebcken. Nun bringt sich der eigene Vertrieb gegen VW in Stellung. Der US-Verband der VW-Händler droht dem Konzern mit Konsequenzen: "Wir sind beunruhigt angesichts des Missmanagements des Skandals und den Folgen, die dies für die Entscheidungen der US-Behörden haben könnte." Der Wechsel an der Spitze in den USA könne das Unternehmen nur noch tiefer in die Bredouille bringen. Es sei Horn gewesen, der nach Ausbruch der Krise Haltung gezeigt und Fehler eingeräumt habe, als sich keine Führungskräfte der Volkswagen AG in den USA hätten blicken lassen, betonten die Händler.

Ins Bild des Problemkonzerns passt das Ende der Phaeton-Produktion in Dresden. Wann in der Gläsernen Manufaktur der letzte Phaeton vom Band läuft, ist unklar. Im Gespräch ist der 18. März. Entlassungen soll es keine geben. Etwa 100 Mitarbeiter sollen in Dresden bleiben, die restlichen zunächst im Werk Zwickau arbeiten.

(dpa)
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