Düsseldorf W-Lan-Hotspots sollen bald überwacht werden

Düsseldorf · Die Bundesregierung baut die Überwachung des Internets aus. Betreiber von öffentlichen W-Lan-Hotspots müssen den Behörden Zugang zu den Nutzerdaten gewähren und sollen sogar die Geräte der Nutzer orten. Ein entsprechendes Schreiben der Bundesnetzagentur sorgt jetzt für Aufsehen.

Bisher gehörten W-Lan-Netzwerke nicht zur Abhörstrategie des Bundes. Das soll sich bis März 2016 ändern. In dem Schreiben fordert Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, die Betreiber von öffentlichen W-Lan-Hotspots auf, ihre Netzwerke mit einem Überwachungszugang auszustatten und die Nutzerdaten aufzuzeichnen. "Aufgrund der stetig zunehmenden Marktanteile ist es notwendig geworden, auch diese Angebote in die Überwachung einzubeziehen", argumentiert Homann in seinem Schreiben, das dem Blog "Netzpolitik.org" vorliegt.

Abhörtechnik wird bereits im Festnetz und in den Mobilfunknetzen eingesetzt und soll jetzt auf den W-Lan-Sektor ausgeweitet werden. Betroffen sind alle Hotspot-Anbieter, die mehr als 10 000 Nutzer erreichen. Ermittler können dann zur Strafverfolgung auch Telefonate und E-Mail-Kommunikation abhören, die über öffentliche drahtlose Internetzugänge geführt werden.

Dabei werden die Hotspot-Betreiber auch angehalten, den Standort, an dem sich der Nutzer mit seinem Mobilgerät befindet, so genau wie möglich zu bestimmen und zudem eine eindeutige Kennung des Geräts (die sogenannte MAC-Adresse) zu protokollieren.

Fahnder können die ihnen schon bekannten Geräte ihrer Zielpersonen aufspüren, wenn die sich in das öffentliche W-Lan-Netzwerk einloggen. Vollständige Sicherheit bietet dies den Ermittlern aber nicht: Versierte Nutzer können die MAC-Adressen ihrer Geräte auch manipulieren.

Die Verbreitung von W-Lan-Hotspots nimmt unterdessen immer weiter zu. Viele Städte und Kommunen richten kostenlose drahtlose Internet-Zugänge an zentralen Stellen ein, damit die Nutzer online gehen können. Noch im Januar forderte NRW-Ministerpräsidentin Hannelores Kraft (SPD) mehr kostenloses W-Lan in Fußgängerzonen. Die Netzwerke sollten selbstverständlich sein. "Der Strukturwandel dieser Tage ist digital", sagte die Ministerpräsidentin.

(RP)
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