Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo Wachstum in Deutschland wird nachlassen

München · Trotz anhaltender Niedrigzinspolitik werden Konjunkturprognosen Vielerorten nach unten korrigiert. Nach der EU-Kommission senkte auch das Münchner Ifo-Institut seine Erwartungen. Es gibt aber auch Lichtblicke.

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts in diesem Jahr geringer ausfallen als bislang angenommen. Für 2014 erwartet Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn ein Wachstum "in der Gegend von etwa einem Prozent".

Bislang waren die Wissenschaftler von einem Plus von 1,3 Prozent ausgegangen. Der weitere Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex von Ende Oktober deute jedoch auf eine Stagnation zum Jahresende hin, sagte Sinn am Mittwoch in München zur Begründung.

Probleme sieht Sinn aber vor allem in Südeuropa. "Die Dauerkrise ist überhaupt noch nicht richtig gelöst." Der Ifo-Präsident sprach sich dagegen aus, die Krise vor allem mit staatlichen Investitionen zu bekämpfen. "Soll der spanische Staat Seat-Autos kaufen?", fragte Sinn. Eine Lockerung der Schuldenbremse bringe nur kurzfristig Besserung, diene jedoch nicht dazu, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder wieder herzustellen.

Mehr staatliche Investitionen hatte dagegen die EU-Kommission von Deutschland gefordert. "Deutschland kann eine wichtige Rolle spielen, um die Wirtschaft der Eurozone anzukurbeln", sagte Vize-Kommissionschef Jyrki Katainen am Dienstag in Brüssel. Es mache Sinn, in Forschung und Entwicklung oder in die Infrastruktur zu investieren. Dafür gebe es in Deutschland Spielraum, die staatliche Verschuldung sei "nicht alarmierend". In ihrer Herbstprognose rechnet die EU-Kommission in der Eurozone mit nur noch 0,8 Prozent Wachstum statt der bislang vorhergesagten 1,2 Prozent.

Lichtblicke sieht Ifo-Präsident Sinn in den USA, wo die Wirtschaft durch den niedrigen Ölpreis an Fahrt gewinne und die Arbeitslosigkeit sinke. Sinn lobte die Krisenpolitik von Regierung und Zentralbank, zahlreiche Banken nicht vor Pleite gerettet zu haben. "Das schmerzt zunächst, führt uns aber langfristig aus der Krise."

Privaten Sparern empfahl der Ifo-Präsident: "Kaufen Sie, was man anfassen kann." Die Zeit, das Bad zu renovieren oder ein neues Auto zu kaufen, sei dank der niedrigen Zinsen günstig.

(dpa)
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