"Wachstum ist die beste Sozialpolitik"

Herr Seidel, wo liegt das Hauptproblem von NRW? Immer noch der Abschied von Kohle und Stahl?

Herr Seidel, wo liegt das Hauptproblem von NRW? Immer noch der Abschied von Kohle und Stahl?

Seidel Aus unserer Sicht ist der Strukturwandel bezogen auf wirtschaftliche Kennzahlen abgeschlossen. Wir haben in NRW aber eine zu niedrige Innovationsquote. Als unabhängige Zukunftsforscher sagen wir, dass die Landesregierung auf Gründungen und damit auf junge, innovative Unternehmen setzen sollte. Die Digital Hubs im Land sind hierfür eine sehr gute Basis. Wir brauchen ein digitales Ökosystem mit jungen und alten Unternehmen sowie der herausragenden Forschungslandschaft.

Infrastruktur ist das große Thema?

Seidel Ja, in jeder Beziehung. NRW ist und bleibt das Verkehrsdrehkreuz für Deutschland, wenn nicht für Europa. Hier gilt es, nachdem es die Investitionszusagen des Bundes gibt, nun einen Masterplan Infrastruktur zu initiieren, damit die Investitionen auch in fertige und damit nutzbare Verkehrs- und Schienensysteme umgesetzt werden. Bei Infrastruktur nur an Verkehr zu denken, ist aus Sicht der Prognos aber zu kurz gesprungen. Schnelles Internet und damit ein flächendeckender Breitbandausbau sind mindestens genauso wichtig.

Wirtschaftsthemen sind für die Bevölkerung bei Wahlen nicht mehr so wichtig, eher soziale Gleichheit und Kampf gegen Kriminalität. Was sagen Sie dazu?

Seidel Das sehe ich anders. Wirtschaftliche Prosperität ist und bleibt die beste Sozialpolitik. Nur dadurch lassen sich soziale Ungleichheiten abbauen. Der eingeschlagene Weg der Präventionspolitik in NRW muss aus Sicht der Prognos weitergegangen werden. Dies gepaart mit einem entschlossenen staatlichen Handeln ohne Sozialromantik ist die Basis für innere Sicherheit.

Was ist mit den Flüchtlingen?

Seidel Sie müssen so schnell wie es geht Deutsch lernen und dann eine Ausbildung bekommen. So können sie helfen, dem drohenden Fachkräftemangel gegenzuhalten.

(RP)
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