Frankfurt Warum die Euro-Stärke zum Problem wird

Frankfurt · Die Ankündigung, bei weiterer Aufwertung eingreifen zu wollen, zeigt: Auch die EZB ist besorgt.

Seit einem Jahr zeigt beim Euro-Kurs der Trend nach oben. Im Mai 2013 lag der Kurs unter 1,30 Dollar, mittlerweile kratzte er schon an der 1,40-Dollar-Marke. Das ist ein Wert, der Europas Notenbanker langsam ins Grübeln geraten lässt. "Die Stärkung der Wechselkursrate würde eine weitere Anpassung der Geldpolitik nötig machen", hat Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), gesagt. Will heißen: Steigt der Kurs weiter, könnte die EZB sich zum Eingreifen veranlasst sehen.

Warum ist der Euro so stark?

In den vergangenen Monaten ist stärker als zuvor Kapital aus Amerika und Asien nach Europa geflossen. Damit werden Währungen in diesen Regionen billig gehalten, um die Konjunktur dort in Gang zu halten beziehungsweise zu bringen. Dieses Kapital fließt unter anderem in die europäischen Peripherie-Staaten, die neues Vertrauen an den Kapitalmärkten gewonnen haben. Wie etwa Griechenland in der vergangenen Woche.

Wie schadet ein zu starker Euro?

Natürlich ist eine starke europäische Währung beispielsweise ür Urlauber, die außerhalb der Euro-Zone Ferien machen wollen, von Vorteil. Aber volkswirtschaftlich gibt es auch deutliche Nachteile - aus zwei Gründen. Zum einen erschwert die Euro-Stärke den exportorientierten Unternehmen die Ausfuhren, weil deren Waren für Ausländer teurer werden. Zum anderen macht sie umgekehrt die Importe nach Deutschland billiger, was die niedrige Inflation in der Euro-Zone noch verstärkt.

Damit könnte die Gefahr einer Deflation steigen. Bisher sagen die meisten Auguren, dass eine solche Phase abnehmender Preise mit entsprechend negativen Folgen für Wachstum und Beschäftigung vorerst nicht droht. "Unsere Projektionen zeigen, dass unsere Inflationsraten nicht mehr weiter sinken und schrittweise in Richtung zwei Prozent bis Ende 2016 steigen dürften", sagte Draghi jüngst in Washington. Aber die Ankündigung des EZB-Präsidenten zeigt, dass auch die Notenbanker besorgt sind.

Was kann die EZB tun?

Im Gespräch ist ein Ankauf europäischer Staatspapiere durch die Notenbank. Über einen solchen Erwerb von Anleihen würde die EZB Geld in den Markt pumpen, die Geldmenge in Euro-Land also künstlich aufblähen. Damit würde das Angebot an Euro sozusagen erhöht, was in der Folge auf den Preis für die Währung (also auf den Kurs des Euro) drücken könnte. Nach Einschätzung von Experten gilt ein Anstieg deutlich über die Marke von 1,40 Dollar als der Zeitpunkt, zu dem die EZB eingreifen könnte.

Zeigt Draghis Haltung Wirkung?

Gestern war dies unübersehbar. Die EZB setzte den Referenzkurs des Euro auf 1,3827 Dollar fest, fast einen halben Dollar weniger als am Freitag der vergangenen Woche. Positive Auswirkungen haben die Äußerungen außerdem auf die Aktienkurse der Exportunternehmen gehabt. Sobald der Euro nachgibt, steigen ihre Geschäftsaussichten und die Börsenbewertung. Somit blieb der Deutsche Aktien-Index trotz der Sorge um eine weitere Eskalation der Lage in der Ost-Ukraine stabil.

(RP)
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