Cupertino Warum sich Cook von Zuckerberg distanziert

Cupertino · Normalerweise halten sich Top-Manager mit öffentlichen Äußerungen über andere Unternehmen eher zurück. Nicht so Apple-Chef Tim Cook. Er war in den vergangenen Tagen einer der schärfsten Facebook-Kritiker. "Die Wahrheit ist, wir hätten tonnenweise Geld mit unseren Kunden schaufeln können - wenn der Kunde unser Produkt wäre. Wir haben uns dagegen entschieden", sagte Cook zuletzt in einem Interview. Auf die Frage, was er in der aktuellen Lage von Facebook-Chef Mark Zuckerberg tun würde, unterbrach Cook den Fragesteller und sagte: "Ich würde nicht in dieser Situation sein."

Aus seiner Sicht ist das Recht auf Privatsphäre ein fundamentales Menschenrecht. "Ich habe keine eigenen Kinder, aber einen Neffen. Ich will nicht, dass er soziale Netzwerke nutzt", sagte Cook zuletzt.

Warum sich der Apple-Chef so kritisch äußert, ist klar: Der Konzern macht den Großteil seiner Milliardengewinne mit dem Verkauf von Geräten wie dem iPhone oder der Apple Watch. Dabei positioniert man sich immer mehr als Luxushersteller - und in diesem Preissegment ist Datensicherheit noch elementarer, wenn man Vertrauen in die Marke etablieren und entsprechende Preise rechtfertigen will. Also arbeitet Apple an diesem Ruf.

Welche Folgen mangelnde Datensicherheit hat, erlebte das Unternehmen 2014 am eigenen Leib: Damals tauchten private Nacktfotos von Stars wie der Schauspielerin Jennifer Lawrence im Netz auf, nachdem es Hackern offenbar gelungen war, in Konten beim Apple-Speicherdienst iCloud einzudringen. Cook versprach damals mehr Schutz. Spätestens seitdem ist Datensicherheit Chefsache bei Apple. Das wurde auch 2016 klar, als man sich einen öffentlichen Streit mit der US-Regierung lieferte. Apple weigerte sich damals, Sicherheitsbehörden Zugang zu einem Smartphone zu gewähren, das von einem getöteten Attentäter verwendet worden war. Ein Argument: Der Schutz der persönlichen Daten sei wichtig.

Zuckerberg verteidigte sich zuletzt gegen Cooks Angriffe - und erinnerte an Worte von Amazon-Chef Jeff Bezos, der zwischen Unternehmen unterschied, die hart daran arbeiteten, mehr Geld verlangen zu können - und solchen, die alles daran legten, weniger Geld zu verlangen. Das kostenlose Facebook gehöre zur zweiten Gruppe.

(frin)
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